SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3-1 – DAS WERK

Kölner Stadt-Anzeiger // von: ALEXANDRA SPÜRK – 28.04.2015

Eine schwere Eisenkette. die Rost und Staub angesetzt hat, hängt von der sechs Meter hohen Decke. Ringsum bröckelt der Putz. Die Fabrikhallen der 1864 gegründeten Klöckner-Humboldt-Deutz-AG, der ersten Gasmotorenfabrik der Welt, waren eine Wiege der Industrialisierung. Seit bald zehn Jahren liegt das Werk still. Seit vier Jahren nutzen die Regisseurin und Choreografin Anja Kolacek und ihr Partner, der Bühnenbildner und Lichtdesigner Marc Leßle, das alte Fabrikareal an der Deutz-Mülheimer Straße für ihr gemeinsames Kunstprojekt „Raum 13“.

Ein Wohn- und Gewerbegebiet soll hier einmal entstehen. Bis es konkrete Bebauungspläne gibt, verwirklichen Kolacek und Leßle mit Erlaubnis des Investors ihre spartenübergreifende Kunst. „Die klassische Guckkastenbühne interessiert uns nicht mehr“, sagt Kolacek, „wir suchen neue Orte und neue Erzählwege.“ Die beiden 46-Jährigen haben die zerfallene Fabrik in „Zentralwerk der schönen Künste“ umbenannt. Das Goethe-Institut zählt es zu den zehn wichtigsten Projekten in Deutschland, die sich mit der kulturellen Nutzung von historischen Industrieanlagen beschäftigen. Aushängeschild unter den zahlreichen Kunstprojekten, die hier stattfinden, ist die Theater-Trilogie „Schönheit der Vergänglichkeit“. Der zweite Teil, „Kriegsblicke“, wurde 2013 mit dem Kurt-Hackenberg-Preis für politisches Theater ausgezeichnet. Ab 30. April ist das Finale zu sehen.

Dollarscheine werden in der sechs Meter hohen Fabrikhalle durch die Luft wirbeln – so beginnt die szenische Collage, durch die die Zuschauer im Rahmen des Stücks durch die Halle geführt werden. Ein paar Meter weiter wird sich mitten in der Industrieruine ein viereinhalb Meter hoher Wasserfall ergießen – Leßle hat schließlich nicht nur Kabel, sondern auch Gartenschläuche verlegt. Vor der Kulisse des 150 Jahre alten Gebäudes soll „In 80 Tagen um die Welt“ (so der Titel des Finales, der mit den beiden ersten Teilen zum Theaterabend „Das Werk“ zusammengefasst wird) von der Gesellschaft vor 150 Jahren erzählen. „Damals folgte eine Erfindung auf die andere“, sagt Kolacek. Auch historische Wendepunkte wie die Weltkriege werden thematisiert.

Das Ensemble – das Kolacek mit Blick auf die männerdominierte Zeit der Industrialisierung augenzwinkernd rein weiblich besetzt hat – hat Songs wie den Disney-heile-Welt-Klassiker „It‘s a Small World“ und das Volkslied „Mein Michel“ einstudiert. Erstmals kann das Publikum im Rahmen der Aufführung die ehemaligen Verwaltungsbüros der Deutz AG betreten. 6000 Quadratmeter des Komplexes haben Kolacek und Leßle erschlossen, begeh- und bespielbar gemacht. Dazu zählt noch nicht die gewaltige Gießerei-Halle, die Stolperfallen wie Löcher im Boden und freiliegende Heizrohre birgt. Die Zuschauer können jedoch durch ein eisernes Schiebetor einen Blick hineinwerfen.

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