Ausstellungseröffnung Samstag, 13. September 2014 – 18:00 Uhr | Ort: raum13 Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste
Unter Bezugnahme und in Reflektion des raum13 -Themenschwerpunktes Schönheit der Vergänglichkeit #3-1 zeigt Martin Kleppe in der Vorhalle der ehemaligen Gießerei der Klöckner-Humboldt-Deutz Werke eine eigens für diesen Ort entstandene Skulpturengruppe aus Textilbeton.
Skulpturen: Martin Kleppe | Raum/Licht: raum13 Kolacek & leßle
raum13 im Dialog mit Martin Kleppe
An jenem Ort, wo einst tausende von Menschen, im Takt der Maschinen, die Weltmotorisierung vorangetrieben haben, stehen heute verlassene Werkshallen und Verwaltungsgebäude und es scheint alles ehemalige Leben wie zu Stein erstarrt. Seit 2012 arbeiten raum13 Kolacek & Leßle nun schon an ihrem Stadtkunstprojekt Schönheit der Vergänglichkeit. Seither legen sie Schichten der Vergangenheit frei und setzen sie für den Betrachter immer wieder in neue Bezüge: zu damals, zu heute und bis in die Zukunft.
Mit Medusas Garten tritt Martin Kleppe in den künstlerisch reflexiven Dialog mit raum13 Kolacek & Leßle.
Martin Kleppe stellt in seiner Arbeit die ungeheuren Kräfte von pflanzlichem Wachstum in den Kontext zu diesem verlassenen Ort. Seine Arbeiten greifen zurück auf geometrische Grundkörper sowie auf amorphe belebte wie unbelebte Naturgebilde. Inspiriert wurde Kleppe von Disteln, Pilzen, Mohn oder Rhabarberblüten aus dem eigenen Ateliergarten in der Vulkaneifel. Diese prallen Knospen, die die Pflanzen treiben, stehen für den immer wiederkehrenden Zyklus von Wachstum und Vergänglichkeit allen Lebens. Bei der Umsetzung dieser starken vegetabilen Energien in seinem bevorzugten Werkstoff Textilbeton schafft Kleppe sichtbare Analogien zu menschlichen Gebärden. Die vielfach vergrößerten Formen ringen förmlich in sich, winden, pressen, dehnen sich wie in viel zu enger Haut oder Kleidung, als könnten sie jeden Augenblick explosionsartig ausbrechen, sich Luft machen und befreien.
Dabei werden dem Betrachter auch sehr eindrücklich die außergewöhnlichen Eigenschaften des Werkstoffs vorgeführt, der bei feinster Materialstärke freie Formbarkeit und große Dimensionen erreicht. Die vermeintliche Wuchtigkeit steht dabei in einem augenscheinlichen Widerspruch zur tatsächlichen Leichtigkeit und Zartheit der Skulpturen. Auch damit sprechen sie sinnbildlich von menschlicher Existenz, unserem Schaffen, Ausgeliefertsein und Zerbrechlichkeit.
Der Titel der Ausstellung Medusas Garten erinnert an die Figur der Medusa aus der griechischen Mythologie, die mit ihrem Blick alles Leben um sich in Stein verwandelte. Das Material Beton wird aus urzeitlich versteinerten Lebewesen gewonnen, die heute als Kalkgestein zu Beton verarbeitet werden. Die Arbeitsweise des Bildhauers greift auf den Augenblick zurück, in dem das Leben in seiner Bewegung erstarrt.
Martin Kleppe, Jahrgang 1973, studierte bei Tony Cragg an der Kunstakademie Düsseldorf. Bis Ende September sind Skulpturen von ihm auch in der Ausstellung Ostrale, Mission 014, in Dresden zu sehen.
Im Jahr 2011 wurde das raum13 Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste ins Leben gerufen. Durch die künstlerische Arbeit von Anja Kolacek & Marc Leßle wurde die ehemalige Hauptverwaltung der Klöckner-Humboldt-Deutz AG sukzessive umgewandelt und ist heute einer der spannendsten Orte für transdisziplinäre Kunstprojekte, den Köln zu bieten hat. Gleichzeitig begannen raum13 Kolacek & Leßle auch die Arbeiten zu ihrer Trilogie Schönheit der Vergänglichkeit.
Besetzung
Martin Kleppe in Zusammenarbeit mit raum13 Kolacek & Leßle