24.-26. Oktober 2014 | raum13 Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste
JUNG! NA UND! ist die in 2010 von raum13 Kolacek&Leßle ins Leben gerufene Plattform für NachwuchskünstlerInnen-kompanien, die mit der Unterstützung von raum13 ihre ersten eigenen künstlerischen Projekte entwickeln und umsetzen können.
Unter Bezugnahme und in Reflektion des raum13 -Themenschwerpunktes Das Land Utopia #1-3 verwandelt sich das raum13 Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste zu einer pulsierenden Großstadtmetropole, mit all ihrer Vielfalt und exponentiellen Energie. Acht abwechslungsreiche und innovative Inszenierungen verspricht das transdisziplinäre raum13 – Nachwuchsfestival Jung? Na Und!.
Projekte von: Yasha Wang | Dany Handschuh, Levin Handschuh, Marion Schindler, Samuel Penderbayne und Katharina S. Müller | Graf Hartwig zu Frei: Leonie Graf, Benj Hartwig, Nicole Frei und Nuria Höyng | Asuka Riedl
Mentoren: Katja Gehrke, Bühnenbild | Jan Glisman, Video | Gesine Grundmann, Bildende Kunst | Anja Kolacek, Regie/ Choreografie | Günter Krämmer, Fotografie
raum13 Residenzen und Plattform für NachwuchskünstlerInnen
Das diesjährige Thema lautet: Metropolis und wurde in Anlehnung an das berühmte Triptychon Die Großstadt von Otto Dix aus dem Jahr 1927/28 ausgewählt. Dazu wurden aus ganz Deutschland über 100 interessante Konzepte eingereicht.
Mit dem Beginn des modernen Zeitalters kommt es zu einer Krise des gesamten Bezugsrahmens. Es ist die Krise einer Gesamtheit von Bezugspunkten, die zur gleichen Zeit gemeinsam ins Wanken geraten: das tonale System in der Musik, das perspektivische System in der Optik, der euklidische dreidimensionale Raum, das alte Geschichtsbild, die Familie und ebenso viele andere Bezugspunkte, die in eine Krise geraten, mit deren Auswirkungen wir uns bis heute beschäftigen.Das Triptychon Metropolis- die Großstadt (1927/28) von Otto Dix (1891- 1969) ist eines der berühmtesten Werke der Weimarer Republik. In seinem Gemälde portraitiert Dix die zentralen Aspekte einer Gesellschaft in Zeiten des Wandels zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Überall entwickelten die Künstler neue Ausdrucksformen, was unter anderem von den Kriegserlebnissen und der zunehmenden Schnelllebigkeit durch Technisierung beeinflusst wurde. Das Bild bietet somit nicht nur eine interessante Basis für reflexive künstlerische Auseinandersetzungen, es lässt sich auch thematisch in die Trilogie Schönheit der Vergänglichkeit #3 – #1von raum13 Kolacek & Leßle einbetten.
Alle KünstlerInnen arbeiten und proben im raum13 Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste. Durch den ständigen Austausch mit den anderen Teilnehmern können sie ihre Konzepte auf spannende Art und Weise bereichern. Darüber hinaus offerieren wir produktionsbegleitende Workshops. Folglich entsteht eine möglichst kreative und professionelle Arbeitsatmosphäre über die disziplinären Trennlinien hinweg. Im Oktober darf dann ein unterhaltsames Fest erwartet werden, mit der Präsentation der jeweiligen 30-40 minütigen Tascheninszenierungen im raum13 Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste, mit Diskussionsrunden und viel Musik!
raum13 Kolacek & Leßle, welche bereits bekannt sind für ihre spartenübergreifenden Arbeiten, bieten in 2014 vier talentierten NachwuchskünstlerInnen – u. kompanien eine Plattform für die Erarbeitung und Umsetzung ihrer ersten eigenen Arbeiten. Neben der Auseinandersetzung mit aktuellen und gesellschaftspolitischen Themen, steht die Zusammenarbeit mit und die Förderung von jungen KünstlerInnen im Zentrum der Arbeit von raum13 Kolacek & Leßle.
Mehr zu den einzelnen Projekten:
Demian – Yasha Wang mit Benjamin Schad und Judith Nüßler
“Während Dix Metropolis expressionistisch abbildet, schreibt Hesse zur selben Zeit mit „Demian“ einen Roman, der an vielen Stellen zwischenmenschliche Konflikte und Gesellschaftskritik metaphorisch darstellt. Beide Werke sind kurz nach dem ersten Weltkrieg entstanden und nehmen autobiographischen Bezug zu dem erlebten Deutschland. Die Künstler verarbeiten auf individuelle Art und Weise Kriegs- und Nachkriegserfahrungen und stellen zusätzlich Vorahnungen über die Folgezeit an.
Gerade Dix zeichnet durch sein Gemälde in der Form des Triptychons die Verletzlichkeit der Gesellschaft, den darauffolgenden Klassenkampf und zukunftsweisend eine Schreckensutopie, die erneut zum Krieg führen könnte. Das Bildnis eines Triptychons spiegelt sich in der Besetzung der drei Darsteller.”
We built this city – Dany Handschuh, Levin Handschuh, Marion Schindler, Samuel Penderbayne und Katharina S. Müller mit Esther Aust, Hanna Schörken, Iuna Hoffmann, Nadja Berger, Jasmin Joorabschi, Irem Tas, Olga Kruse und Lena Urig
“Die Metropole ist eine Stätte der einsamen Masse, in ständiger Rastlosigkeit. Wie kann man in einer Welt, die auf permanenter Bewegung und Kontaktlosigkeit aufgebaut ist, zur Ruhe kommen, zu anderen und überhaupt sich selbst finden?
Das Projekt beschäftigt sich mit der Wahrnehmung einer Großstadt aus der Sicht eines in ihr vereinsamten Individuums, das sich auf der Suche nach Kontakt, Sinn und Wert befindet. Es soll vergegenwärtigt werden, was im Alltag auf der Strecke bleibt, das Einzelne, Kleine gefunden werden, das durch die permanente akustische und visuelle Überforderung und immer wiederkehrende Wiederholung verdeckt wird. Die theatrale Umsetzung sieht eine innerhalb eines festgelegten Raumes frei begehbare Ausstellung verschiedener belebter Bilder vor, die sich mit einer individuellen Hörerfahrung durch sich interaktiv verändernde Musik aus Kopfhörern verbindet.”
Garten Eden – Graf Hartwig zu Frei: Leonie Graf, Benj Hartwig, Nicole Frei und Nuria Höyng
“Graf Hartwig zu Frei wünscht sich oft einfach nur einen Moment lang mit bloßen Füßen auf dem Boden zu stehen. Denn viel zu gut wissen wir, wie schnell die unaufhaltsame Zeit wieder auf uns zu rast, uns am Schopf packt, mitreißt und uns den Boden unter den Füßen weg zieht. Wo sollen unsere Füße jetzt noch Halt finden? Unsere Vision ist es daher, durch einen sich bewegenden Körper in Raum und Musik, aus einer der verlassenen, längst verödeten Werkshallen, des ehemaligen Verwaltungsgebäudes der Klöckner-Humboldt-Deutz-Werke, einen fruchtbaren, blühenden, lebenden Garten zu erschaffen. Aus der Werkshalle wird Garten Eden. Ein vermeintlich paradiesischer Ort, der Halt bietet?”
LudicDrive – Asuka Riedl mit Elsa Loy und Juan José Tirado Pulido
“Der Nutzen des menschlichen Sexualtriebes, der ursprünglich zur Selbst- und Artenerhaltung von der Natur geschaffen wurde, hat im Laufe der Zeit einen großen Wandel durchlebt. Er wird durch die Medien als Mittel zum Profit oder in zwischenmenschlichen Beziehungen zum Erlangen von Macht „benutzt“.
Stark verbunden mit den menschlichen Trieben ist die Verdrängung. In der heutigen Konsum- und Erlebnisgesellschaft, in der das Motto „Zeit ist Geld“ gilt, bleibt keine Zeit für Verarbeitungen traumatischer Erfahrungen. Daraus resultierende psychosomatische Folgen sind unter anderem Wiederholungszwänge.Natur gegen die heutige Gesellschaft. Kann das gut gehen?”