Von Zauberhand versteinert „Medusas Garten“ steht im Deutzer raum 13 in voller Blüte
Kölnische Rundschau // von: HANNA STYRIE – 16.11.2014
Als beim Motorenhersteller Deutz AG vor Jahren die Lichter ausgingen, verfiel der Gebäudekomplex an der Deutz-Mülheimer Straße zusehends. Einem Teil des riesigen Areals haben die Regisseurin und Choreographin Anja Kolacek und der Bühnenbildner und Lichtdesigner Marc Leßle mit Schauspiel, Tanz, Konzerten, Performances und Kunstpräsentationen neues Leben eingehaucht und es zum „Raum 13 – Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste“ umfirmiert. „Die Räume hier sind so stark, man spürt ihre Geschichte in jeder Pore“, begeistert sich Anja Kolacek. Ein schwerer Bühnenunfall von Leßle hat den großen Aktivitäten vorerst ein Ende gesetzt; im kleinen Rahmen aber wird der Spielbetrieb aufrecht erhalten.
Aktuell ist in der riesigen Vorhalle der ehemaligen Gießerei eine eigens für diesen Ort entstandene Installation
des Künstlers Martin Kleppe zu sehen, der in der markanten Industriearchitektur eine Art versteinerten Märchenwald inszeniert hat. „Medusas Garten“ ist der Titel der vierteiligen Skulpturengruppe, die auf die Figur
aus der griechischen Mythologie anspielt, die mit ihrem Blick alles Leben um sich herum in Stein verwandeln konnte. Kleppe hat sich von Naturformen zu den Objekten aus Textilbeton anregen lassen. Disteln, Rhabarberblätter, Mohnblüten und Pilze, wie sie in seinem Ateliergarten in der Vulkaneifel wachsen, dienten als Vorbilder für die monumentalen pflanzlichen Gebilde, die zugleich etwas seltsam Wesenartiges ausstrahlen.
Textilbeton, der bevorzugte Werkstoff des Bildhauers, ermöglicht bei feinster Materialstärke die freie Gestaltung
ausladender Formen; die vermeintliche Wuchtigkeit steht dabei im Widerspruch zur tatsächlichen Leichtigkeit der
Skulpturen. Die graublaue Farbe lässt an Stein denken. Auch dies ist ein gewollter Effekt, mit dem Martin Kleppe Bezug nimmt auf den verlassenen Ort, an dem einst emsig gearbeitet wurde. Viele Spuren erinnern noch an diese Zeit, auch wenn jetzt alles Leben wie erstarrt scheint.
Die geheimnisvolle Anmutung der Installation wird durch die raffinierte Beleuchtung und die Platzierung in einem rechteckigen Wasserbecken verstärkt, auf dessen Oberfläche sich die Skulpturen spiegeln; der Blick in die angrenzenden maroden Produktionshallen verstärkt den Eindruck des Gespenstischen.