Wo der Wille Schwächen aufwiegt „Die Bilder hinter den Bildern“ ist die neue Arbeit der Gruppe „raum13“

Kölnische Rundschau Kultur // von Mick Schulz – 5. Juli 2017

Im Licht der untergehenden Sonne auf dem Dach des ehemaligen Verwaltungsgebäudes der KHD Motorenwerke steht eine kleine Gruppe Menschen, bunt zusammengewürfelt. Einige wandern zu zweit oder allein herum. Manche machen Fotos mit dem Handy. Einige stehen beieinander und unterhalten sich über das Haus und dessen Nutzung als Ort für Kunst. Von außen betrachtet würde niemand auf den Gedanken kommen, dass es sich um ein Theaterstück handelt.

Es geht um die Geschichte der Gruppe raum13. Damit eng verknüpft auch die des Orts des Deutzer Zentralwerks der Schönen Künste, wo das 2011 von Anja Kolacek und Marc Leßle ins Leben gerufene Projekt beheimatet ist. Im Verlauf ihrer Arbeit haben sie sich immer weiter von ihren Ursprüngen im Theater entfernt und Elemente des Tanzes und der bildenden Künste aufgenommen. In dieser Tradition steht nun auch „Die Bilder hinter den Bildern“.

Das Stück, wenn man es überhaupt so nennen kann, spielt mit dem Material, das sich über die Jahre angesammelt hat. Dabei werden Promo-Fotos und einzelne Szenen alter Inszenierungen genauso benutzt wie Aktenordner mit Gehaltsabrechnungen und Adresslisten. Eine wichtige Rolle als Bühne spielt dazu das Gebäude als eine Art Museum.

Die Gruppe der Darsteller, allen voran Kolacek und Leßle selbst, führt das Publikum durch das Sammelsurium und spielt Kuratoren, die dieses Künstlerleben präsentieren. Dabei gibt es ganz Unterschiedliches zu entdecken. Mal ein Netz aus Kabeln, das sich durch den ganzen Raum spannt und an dem Fotos hängen, mal nüchterne Aktenstapel, akkurat beschriftet.

Die Zuschauer dürfen selbst Hand anlegen und zum Beispiel in den Akten die Abrechnungen lesen. Beendet wird das Stück mit einem Blick hinter die Kulissen: Bei der Exkursion durch das Gebäude werden auch unerschlossene, sonst nicht zugängliche Teile gezeigt.

Der Wille zur völligen Transparenz macht die Stärke des Abends aus, die letzten Endes alle Schwächen aufwiegt. Dass sich Künstler derart tief in die Karten blicken lassen ist selten. In der Ankündigung ist die Rede von einer „Selbstdekonstruktion“ von raum13, was absolut nachvollziehbar ist. Dadurch geschaffene Lücken im normalerweise geschlossenen Gesamtbild eines Theaterstücks lässt die Inszenierung bewusst offen. Hier ist jedem Besucher selbst überlassen, wie er die einzelnen Teile werten will. Die Korrespondenz mit dem Bauamt der Stadt bleibt dabei genauso unkommentiert wie zerstörte Fensterscheiben in weiten Teilen des Gebäudes.

Zwei Stunden. Wieder am 15.7, 20 Uhr, Deutz-Mülheimer Str. 147-149, Karten-Tel.: 0221 / 42 32 185

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