Portrait Anja Kolacek

Stadt Revue Dezember 2017 – 25.11.2017

DER INHALT BESTIMMT DIE FORM

Ist es nicht die größte kulturelle Aufgabe in dieser rasant wachsenden Stadt Köln Freiräume zu schaffen, und zwar physisch und gleichermaßen auch im Geiste? Also bitte raus aus dem Schubladendenken hin zu einem übergreifenden Denken. Für die Stadt von Heute und Morgen, in der wir alle gerne leben möchten, braucht es die Kunst und einen andauernden respektvollen und streitbaren Dialog zwischen den politisch agierenden Künstlern, den engagierten Bürgern, einer kreativen Verwaltung, einer sensiblen Politik, maßvollen Investoren und einer neugierigen Presselandschaft. Wir brauchen Menschen, die so richtig Bock haben nachhaltig etwas zu gestalten und mit einer mutigen Haltung Verantwortung übernehmen. Einige durfte ich bereits während meiner 15-jährigen Theaterarbeit in Köln kennenlernen. Danke liebe Freunde, und verliert bitte nicht den Mut.

Zu mir: Seit meinem 4ten Lebensjahr liebe ich das Theater. Hier bin ich zu Hause und hier will ich sein. Für mich ist es die gigantischste Reise durch ein erfülltes Leben. 

Ich fang jetzt direkt mal mit meinem Gedankenprozess an: Was kann ein Kunst- und Kulturort heute für eine Stadt sein? Die Art, wie wir heute ein Theater oder ein Museum benutzen, ändert sich. Viele kommen nicht mehr nur der Kunst wegen. Menschen bewegen sich mit ihren Mobiltelefonen und ipads in den Vorhallen und nutzen den öffentlichen Freiraum als kollektives Wohnzimmer. Die Grenzen zwischen dem Intimen und dem Öffentlichen verschwimmen. Könnten da nicht unsere Kunst- und Kulturorte wieder das werden, was sie früher einmal in der Antike waren? Kein Einzelbau, sondern ein ganzes Stadtviertel, in dem Bürger flanierten, Schauspielern und Erzählern zuhörten und Skulpturen und Kunststücke bestaunten – wie sähe heute so ein Ort aus für eine Gesellschaft des 21. Jahrhunderts und ihre veränderten sozialen Rituale?

Ist Theater nicht einer der Orte an denen Integration und Bildung und all die Gemeinschaftserlebnisse stattfinden, die neben Arbeits- und Aufstiegsmöglichkeiten entscheidend sind für eine funktionierende Gesellschaft? Was fehlt unserer Stadt und was soll mit Steuergeldern gefördert werden – was muss der Staat seinen Bürgern und was müssen die Bürger ihren Mitbürgern bauen als Gegenräume zu den Shoppingmalls und den Mono-Quartieren? Und wie soll unser Theater in Köln überhaupt aussehen?

Anja Kolacek

Mitbegründerin von raum13

Aktuelles Stadtkunstprojekt “raum13 Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste”

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