Seit 2011 arbeiten wir bereits an einem „säkularen Dom“ im rechtsÂrheinischen Köln – einem offenen und fragenden Ort der Reflektion des weltÂlichen/industrialisierten Köln. Dieses Monument der Mobilisierung, gebaut ab 1869, steht in direkter zeitlicher und gesellschaftlicher Verbindung zur Fertigstellung des Doms 1880 im linksrheinischen Köln und ist soÂmit, wie sein geistliches Pendant, ein Teil unserer heutigen pluralistischen Wertevorstellung.
Unser thematisches Konzept „raum13 Deutzer Zentralwerk der Schönen KĂĽnste“ der letzten acht Jahre und fĂĽr die Zukunft in der ehemaligen HauptÂverwaltung der KHD und weltweit ersÂten Gasmotorenfabrik war und ist es, exemplarisch die Zusammenhänge von Industrialisierung 1.0 – IndustrialisieÂrung 4.0 und dem zeitgleich ablaufenÂden gesellschaftlichen Wandel der letzÂten 150–200 Jahre zu durchleuchten und in Zusammenhang zu bringen.
Wir arbeiten transdisziplinär an den Phänomenen unserer Zeit und versuÂchen durch den andauernden PersÂpektivenwechsel der Disziplinen einen polydimensionalen Raum der EreigÂnisse und der Zeit zu produzieren, der einerseits Kunst und Theater in seiner Ausdrucksform stärkt, als auch einen generationenĂĽbergreifenden auĂźerÂschulischen Lernraum erzeugt,indem Menschen komplexe ZusammenÂhänge hautnah erleben können.
Unsere begehbare theatrale InstallaÂtion auf 8000 qm soll als eine Werkstatt der KĂĽnste und der Wissenschaften verstanden werden. In dieser WerkÂstatt treffen, diskutieren und arbeiten Menschen aus allen gesellschaftÂlichen Bereichen. Der raum13 ist ein integrierendes Kunstprojekt, das auf gesellschaftliche Herausforderungen bzw. Phänomene reagiert und den soÂgenannten Hochkulturcharakter eben so im Blick hat wie die kulturelle bzw. kĂĽnstlerische Basis. Strukturell muss der raum13 Deutzer Zentralwerk der Schönen KĂĽnste mit Themen wie BilÂdung, Kreativwirtschaft, Stadtentwick lung und Teilhabe verknĂĽpft werden.
Die größte kulturelle Aufgabe in einer rasant wachsenden Stadt wie Köln ist es, Freiräume zu schaffen; nicht nur physisch, sondern auch im GeisÂte. Gerade hier im rechtsrheinischen Köln, an solch einem historisch und energetisch aufgeladenen Ort der ErÂfindung und Entwicklung, einem Ort des Denkens und der Arbeit, ist ein kreativer Ort entstanden, der mit relaÂtiv wenig Mitteln in den letzten 5 JahÂren auĂźerordentliche, auch ĂĽberregiÂonale Reputation erreicht hat. Diese Skizze, weitergedacht und in einen kommerziellen Kontext gestellt, ist bundesweit einzigartig.
raum13 – Werkstatt und Marktplatz
Was wären die Orte, an denen sich eine andere Form von Ă–ffentlichkeit Raum verschafft, an die alle, auch die Leute aus den Vorstädten, gern kommen, an denen Integration und Bildung und all die Gemeinschaftserlebnisse stattfinÂden, die neben Arbeits und AufstiegsÂmöglichkeiten entscheidend sind fĂĽr eine funktionierende Gesellschaft?
raum13 – der Orte zum Leben erweckt
Was kann ein Kunst und Kulturort heute fĂĽr eine Stadt sein? Die Art, wie wir heute ein Museum oder ein Theater benutzen, ändert sich. VieÂle kommen nicht mehr nur um Kunst zu sehen: Heute sieht man Menschen mit Laptops und Mobiltelefonen auf den Dachterrassen und in den groĂźen Hallen sitzen, sie nutzen das Museum als ein kollektives Wohnzimmer. Das Ă–ffentliche und das Intime; Privates findet am selben Ort statt. Könnte das Museum da wieder das werden, was es ganz frĂĽher war in der Antike, als es kein Einzelbau war, sondern ein gan zes Stadtviertel, in dem Gaukler aufÂtraten, BĂĽrger flanierten und Erzählern zuhörten und Skulpturen und KunstÂstĂĽcke bestaunten – wie sähe heute so ein Ort aus fĂĽr eine Gesellschaft des 21. Jahrhunderts und ihre veränderten sozialen Rituale?
Ein Kunst und Kulturort kann etwas ganz Unterschiedliches sein: einmal ein Kloster, um sich aus der Stadt zurĂĽckÂzuziehen, einmal eine Maschine zur AkÂtivierung der AuĂźenwelt.
Was fehlt unseren Städten und was soll mit Steuergeldern gefördert werden – was muss der Staat seinen Bürgern und was müssen die Bürger ihren Mitbürgern bauen als Gegenräume zu den Shoppingmalls und den Mono-Quartieren?
- Herzliche GrĂĽĂźe
- Anja Kolacek und Marc LeĂźle
- 20.11.2017