Karsamstag, 19. April 2014, 19:30 Uhr | raum13 Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste
Marc Günther hat eine kleine Expedition durch die abenteuerlichen Landschaften des Alten Testaments ausgearbeitet, durch die Schluchten von Verrat, Totschlag und Hass, über die Hügel von Liebe und Poesie bis in die Wüsten von Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung, immer auf der Suche nach dem erhellenden Licht? Vielleicht!
Von und mit: Marc Günther
raum13 im Dialog mit Marc Günther
„Die Verbindung zwischen dem jüdischen Volk und dem Staate Israel ist nicht von der Hand zu weisen. Die Verbindung zwischen dem jüdischen Volk und Jerusalem ist nicht zu leugnen. Das jüdische Volk hat vor 3.000 Jahren in Jerusalem gebaut, und das jüdische Volk baut heute in Jerusalem. „
So sprach 2010 der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in Washington. Und er bezieht dazu seinen Rechtsanspruch aus der Thora, dem Alten Testament, auf dass sich Juden, Christen und Muslime berufen, die drei abrahamitischen Religionen, in deren Kulturkreisen die meisten Menschen auf diesem Planeten leben.
Doch was enthält denn nun diese gewaltige Sammlung von Geschichten, Gleichnissen, Prophezeiungen eigentlich? Entstanden in wohl tausend Jahren, widersprüchlich, dunkel, aber auch erhellend, erschreckend und erheiternd, zernichtend und tröstend, bietet sie Material für Segen und Fluch gleichermaßen, für gegensätzlichste Lesarten von Verdammung und Gnade.
Wir alle kennen die Ringparabel von Lessing, in der ein Vater, um Streitigkeiten zwischen seinen drei Söhnen zu vermeiden, Kopien seines Ringes herstellen läßt, den er ja nur einem hinterlassen kann. Und bis in unsere Zeit tobt der blutige Kampf der Abrahamskinder, wer denn nun im Besitze des wahren Ringes wäre. Und Lessing sagt: Vielleicht ist der eigentliche Ring schon längst verloren gegangen.
Zudem laden wir unser Publikum herzlich zur Diskussion und zum gemeinsamen Oster-Festschmaus ein.
Tickets szenische Lesung: 16 Euro / 8 Euro ermäßigt
Tickets inklusive Drei-Gänge-Menü: 40 Euro / 32 Euro ermäßigt
Pressestimmen
Badische Zeitung
Im Minenfeld des Alten Testaments
Den Frieden, den Gottes Schöpfung verspricht, hält schon das Alte Testament nicht. Die biblischen Geschichten dieses Abends sind eine Aneinanderreihung von Grausamkeiten, unbarmherzigen Gesetzen, Bestrafungen, blutigen Racheakten. Günther, ehemals Intendant in Graz und Köln, der zuletzt für das Marienbad „Kabale und Liebe“ inszenierte, erzählt sie ungerührt und frei von Pathos. Ein leichtes Heben der Stimme, ein kleines Zurechtrücken der Brille, ein Häme verratendes Lächeln wirken umso eindrücklicher.
Es ist eines der ältesten Dokumente der Menschheit und eines der widersprüchlisten zudem, das Liebe predigt und immer wieder Hass sät. Alle drei monotheistischen Religionen berufen sich auf das Alte Testament. Abrahams Kinder sind verfeindet wie eh und je. Nach wie vor wird die Bibel als Legitimation für politisches Handeln herangezogen.
Keineswegs anachronistisch, sondern brandaktuell erscheinen diese Texte voller Weisheit und Wahnsinn, geeignet für „gegensätzlichste Lesarten von Verdammung und Gnade“. Wörtlich, ohne ihren geschichtlichen Hintergrund verstanden, sind sie Futter für die Fundamentalisten in aller Welt. Ein Grund mehr, sie immer wieder zu lesen. Oder besser noch, vorgetragen zu bekommen von einem, der die „abenteuerlichen Landschaften des Alten Testaments“ durchmessen hat.