ZEITSPIRALFEDERN: URAUFFÜHRUNG

Amia Nachtkritik – 20.09.2018

Hier wird abermals deutlich, dass das »Kunstwerk« für Kolacek und Leßle kein monolitischer Block ist, der mit dem Absolutheitsanspruch herkömmlicher Bühnen präsentiert werden soll. Vielmehr ist es offen, in Bewegung

Hier wird abermals deutlich, dass das “Kunstwerk” für Kolacek und Leßle kein monolitischer Block ist, der mit dem Absolutheitsanspruch herkömmlicher Bühnen präsentiert werden soll. Vielmehr ist es offen, in Bewegung. Die Aktion vieler ist seine Voraussetzung. Es geht nicht um ein: Guck mal, hier bin ich, das tue ich und du bist Zuschauer. Hier ist die Guckkastenbühne erledigt. Partizipation ist gefragt. Es geht ums „Lücken lassen“, nicht ums hinklotzen oder darum mit Isolierschaum alles zuzukleistern. Nicht schon wieder Aldi, Lidl und Mango. ICH BIN IHR – innehalten und überlegen, was uns wirklich erfüllt. In Gemeinschaft machen wir den Raum breiter und größer. Wir legen Verborgenes frei. Schaffen gemeinsame Werkstätten. „Den Leuten den Mut geben, sich wie in einem Wohnzimmer zu fühlen“, sagt Anja Kolacek. Für ihre „Uraufführung“ haben sie und Marc Leßle Musiker*innen, Autor*innen, Stadtplaner*innen und Soundleute eingeladen, die den neu eröffneten und frei geräumten Gebäudetrakt in einer offenen Werkstatt bespielen. Eine Wand ist jetzt in Teilen vergoldet. „Bisher haben wir das noch nie gemacht“, sagt Kolacek. „Derart Hand an das Gebäude gelegt“. Dabei geht es immer um Berührung. Das ist es, was die Werke eint. Behutsamkeit und Pausen in der Begegnung. Dass das bis ins Innere geht. Nicht einfach flüchtig touchen, sondern eine Resonanz von Dauer erzeugen. Nachhaltigkeit. Neue Perspektiven schaffen, die nicht so schnell wieder aus der Welt sind, sondern, die uns langfristig weiterbringen. Unsere Kinder. Generationen nach ihnen. Eben nicht Aldi, Lidl und Ikea. Innenräume. Resonanz. Am Du zum Ich. Nicht in den Gegenständen fortdauern, die am Ende als neue Plastikpartikel im Meer landen. Ob wie in „Tretet ein, hier sind auch Götter“ von vor 7 Jahren oder derzeit, in den Umsetzungen zum Thema Utopie: immer geht es ums Mitgestalten. Ums eingeladen sein, ungeachtet von aller bisherigen Zuordnungen. (Amia)

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