ICH BIN IHR 2018

16. Juli – 20 August 2018 | Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste 

ICH BIN IHR ist eine offene sechswöchige internationale Sommerwerkstatt und Werkschau im Dialog zwischen Kunst, Wissenschaft, Politik und den partizipierenden BürgerInnen. Das Projekt beschäftigt sich mit dem gesellschaftlichen Wandel durch die Industrialisierung und der direkten Wirkungsmacht auf  das gesellschaftliche Heute und den daraus wachsenden Fragen für das Morgen und soll verstanden werden als ein transdisziplinäres internationales Bündnis zur Gestaltung unserer zukünftigen Lebenswelten.

Künstlerische Leitung & Umsetzung: raum13 Kolacek&Leßle

In Kooperation mit: Prof. Dr. Christof Breidenich – Hochschule Macromedia Köln u. Universität der Künste Berlin, Mediendesign und Designmanagement, Prof. Dr. Walter Buschmann – Rheinische Industriekultur e.V., Kunsthistoriker, Katja Gehrke – Bühnenbild Innenarchitektur Mainz, Mike Ssembiro – Ministerium Uganda / Leiter African Peace Murals – Uganda, Ruth Ssembiro Namakula – Kasangula Talent School – Uganda, Andrew Kikulwe – Kasangula Talent School – Uganda, Mary Ntale – Leiterin Projekt Youth Creativity @Hand – Uganda, Nguyễn Hồ Dũng – Rolomostudio – Vietnam, Nguyen Lan, Charles Francois, Carl Friedrich Oesterhelt, Hans Joachim Irmler, Mia Frimmer, Mathis Mayr, Salewski

raum13 Internationale Werkstatt und Werkschau der Schönen Künste

ICH BIN IHR möchte Menschen zusammenbringen, die durch die Einflüsse von europäischer und außereuropäischer Kolonialisierung/Globalisierung geprägt sind. Zum einen von Europa, einer der Motoren der Kolonialisierung des 19. Jahrhunderts bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts, und der nachfolgenden Neuordnung im sogenannten Kalten Krieg bis hin zur Gegenwart, in der die Kräfteverhältnisse auf unserem Globus überall scheinbar neu ausgehandelt werden. 

Bewusst verzichtet das Projekt darauf Tanzformationen oder Theaterinszenierungen aus aller Welt einzuladen, vielmehr wird ein gemeinsamer sechswöchiger Dialog auf Augenhöhe angestrebt, um künstlerische Wege zur Gestaltung von demokratischen Räumen interkulturell generieren zu können.

Wie sieht man unsere Heimat, wenn man aus einem anderen Raum—Zeit-Koordinatensystem anreist? Welche Worte braucht man um das Gesehene zum Ausdruck zu bringen, welche Eindrücke bleiben, welche Ideen können entstehen? 

In 2017 haben sich SpezialistInnen aus Uganda und Köln aus den Bereichen Tanz, Musik, Architektur, Bildender Kunst und Design auf eine Spurensuche in die Vergangenheit begeben und nach den immanenten Umbrüchen der letzten 150 – 200 Jahre in ihrer eigenen Kunstsparte geforscht. Entstanden sind einzelne unabhängige Arbeitsergebnisse in Form von Choreografien, Kompositionen, Texten, Zeichnungen, Objekten etc.. In der Abschlusspräsentation Zeitspiralfedern/Time Travellerswurden diese kleinen Miniaturarbeiten ineinander verwoben, wie gegen- und aufeinander aufbauende geologische Schichten. Die verschiedenen Perspektivenbildeten einen polydimensionalen Raum der Ereignisse und Zeiten und stellen eine produktive Überlieferung der Kollektivgedächtnissedar. 

In 2018 sollen nun KünstlerInnen aus Südostasien – Kambodscha, Vietnam in verschiedenste Formen kulturellen Ausdrucks unseres Alltags blicken: Die Art wie wir essen, wie wir leben, uns fortbewegen, bekleiden, zusammenkommen. Am kuriosesten aber vielleicht: Die Art wie wir Kunst produzieren, rezipieren und akribisch dokumentieren. Die Distanz wird den Blick für Unterschiede und Potenziale schärfen und eigene künstlerische und kulturelle Umbrüche können durch fremde Blicke offengelegt werden.

Im Spannungsfeld der Diskussionen von aktuellen Wanderungsbewegungen, dem Wirtschafts- und Bildungsgefälle auf der Welt und der Frage nach Nationalität und Weltbürgertum einerseits und der andererseits rasanten Entwicklungsperformance im vor allem ostasiatischen Raum – der daraus entstehenden Werte- und Systemdebatte, aber auch der Fragen zu Wohlstand für Alle, globaler Klimaschutz und Menschenrechte soll die in 2017 begonnene Installation der Zeitspiralfedern weiterentwickelt werden. Schwerpunkt der Arbeiten ist weiterhin der internationale transdisziplinäre Ansatz aus Kunst, Wissenschaft und Politik, wobei 2018 verstärkt die Fragen der Populärkultur in der Kunst, der Architektur und der Stadt- bzw. Gesellschaftsentwicklung in den Fokus genommen werden.

Die mit dem Fließband im Anfang des 20. Jahrhundert begonnene und jetzt in der digitalisierten Welt zur Normalität gewordene Copy und Paste Funktion, ist in der weltweiten Stadt(mensch)entwicklung angekommen. Die Identitäten verschwimmen, ob Köln, Paris, Phnom Penh, Moskau, Bangkok oder Ho Chi Minh – Stadt, immer häufiger bewegt man sich im selben Design, bekommt das gleiche Essen und zahlt die gleichen Preise in den identischen Labels. Globalisierung befördert die Gleichschaltung des Denkens und des Seins und somit auch der Kunst. Was macht uns Kreativschaffende und die von uns produzierten Räume in Köln aus und was machen diese in z.B. Ho Chi Minh – Stadt aus?

Gibt es noch Unterschiede im Denken und im Handeln, wenn man aus der demokratisch, kapitalistischen Sozialisation Deutschlands kommt oder aus einer kommunistisch, parteidiktatorisch geprägten wie Vietnam? Können wir dem globalen Mainstream der Populärkultur entfliehen oder etwas entgegensetzen, ist das überhaupt sinnvoll sich diesem Geist entgegenzusetzen, oder sollen wir lieber den Vorteilen der schnellen Verbreitung und der Gleichzeitigkeit des Zugriffs vertrauen? Das von der hiesigen, konservativen Politik aufgegriffene und „populär“ gemachte Thema Identifikation und Heimat bekommt eigene Ministerien. Was hält die Zivilgesellschaft von dem Thema? 

ICH BIN IHR stellt diese Fragen und sucht mit nationalen und internationalen VertreterInnen aus den verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen und den Kölner BürgerInnen nach einem Prozess zur Beantwortung dieser Komplexität. Auf diesem Weg entstehen weitere Zeitspiralfedern, gespeist aus den Werken von ICH BIN IHR 2017, mit Gästen u.a. aus Uganda und den neu zu generierenden in 2018 mit Gästen u.a. aus Kambodscha und Vietnam.

Aus diesen Begegnungen entsteht eine produktive Überlieferung der Kollektivgedächtnisse, aus der eine lebenswerte, kollektive Zukunft für den Stadtteil, als exemplarisches Beispiel, das sich jederzeit auf andere städtische Strukturen übertragen lässt, geschrieben werden kann.

Umsetzung – Schwerpunkte

‐ Wandel und Zukunft der Arbeit.

‐ Kunst und Produktion. Wechselwirkungen zwischen Industri(alisierung) und Ästhetisierung.

‐ Zukunft der Stadt nach der Verstädterung.

‐ Bewegte Körper und neue Mobilität.

‐ Körper, Leib, (entmaterialisiertes) Selbst und Identität(en).

Umsetzung – Formate

‐ Diskurse (interdisziplinäre Austausche).

‐ Performance und performative Installation.

‐ performativer Stadt-Parcours.

‐ theatrale Stadt-Raum-Führungen.

‐ Tanztheater-Workshops (u.a. Stadt-Choreografie mit Jugendlichen, Architektur-

Workshop Zukunftsstadt).

‐ Internationale Sommerwerkstatt

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