Nachhausekommen – Lesung Adolf Eichmann – 10./11. Mai 2024

Nachhausekommen ist für raum13 in zweierlei Hinsicht für das Jahr 2024 angesagt.
Zum einen werden wir unseren Stammsitz auf der Deutz-Mülheimer-Straße wieder beziehen und das Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste an Ort und Stelle wieder aufbauen.
Nachhausekommen bedeutet für uns aber auch, uns wieder vermehrt und intensiv unserer Theaterarbeit zu widmen. Es warten zwei spannende preisgekrönte raum13 -Theaterproduktionen in einer Neubearbeitung auf Sie/Euch. Aus aktuellem politischen Anlass nehmen wir „Kriegsblicke”, unsere mit dem Kurt-Hackenberg-Preis ausgezeichnete Produktion und unsere theatrale Arbeit über die Figur Adolf Eichmann – nominiert für den Kurt- Hackenberg-Preis und uraufgeführt 2007 im NS- Dokumentationszentrum wieder auf und bereiten sie für die heutige Zeit auf. Dazu konnten wir bereits interessante Künstlerinnen, Politikerinnen und engagierte Bürgerinnen als Protagonistinnen gewinnen. Es wird keine abgeschlossene Aufführung zum »Konsumieren« sein, sondern die Eröffnung eines gesellschaftlichen Dialogs mit Ihnen/Euch durch die künstlerische Arbeit. Dazu laden wir herzlich ein!
Save the date!

10. & 11. Mai jeweils 19:30 Uhr Lesung Adolf Eichmann 16 € / 8 € ermäßigt
Ort: Zentrum Zeitgenössische Stadtentwicklung, Mindenerstr. 4
Um Voranmeldung wird gebeten unter: info@raum13.com

EICHMANN
„Ich saß am Schreibtisch, machte meine Sachen.” Adolf Eichmann

Eichmann. NSDAP Parteinummer 889 895. SS-Nummer 45 326

Uraufführung: 19. Mai 2007 // NS-Dokumentationszentrum Köln

NOMINIERT FÜR DEN KURT-HACKENBERG PREIS FÜR POLITISCHES THEATER
raum13 Projekt

Die Textcollage stützt sich auf drei Textquellen. Eichmanns Aussagen, die er während der Verhöre in israelischer Haft machte, werden den Interviews, die er in Argentinien dem ehemaligen SS-Mann Willem Sassen gab, gegenübergestellt. Eine dritte Textebene bilden seine vor der Hinrichtung verfassten Memoiren.

Eichmann wird heute zumeist als »Rädchen im Getriebe« gesehen, als Befehlsempfänger, höchstens noch als »Schreibtischmörder«. Ein anderes Bild von Eichmann, das jahrzehntelang in der Öffentlichkeit grassierte, war das der psychopathischen Nazi-Bestie. Neuere Holocaustforschungen widerlegen diese Bilder. Eichmann war ein fanatischer Nationalsozialist, aber er war nicht von Anfang an ein Massenmörder. Die Entwicklung seiner Persönlichkeit war eng an die historischen und sozialen Gegebenheiten des Dritten Reichs geknüpft. In seine Rolle als »Manager des Todes« wuchs er langsam hinein, dabei verfolgte er mit großem Ehrgeiz seine eigene Karriere.

Eichmann war ein Handelsvertreter, der in jungen Jahren aus Überzeugung in die SS eintrat und sich ehrgeizig vom kleinen Sachbearbeiter zum Deportationsexperten hocharbeitete. Die Disposition zum Massenmörder ist niemandem in die Wiege gelegt.

Die Inszenierung legt den Fokus auf die vielen kleinen Rahmenverschiebungen, die zu einem solchen Ergebnis führen. Am Beispiel Adolf Eichmann soll diese Entwicklung aufgezeigt werden.

Gestützt auf das vorliegende biographische Material werden dem Zuschauer anhand der Täterfigur die gesellschaftlichen sukzessiven Rahmenverschiebungen und die Anpassungsfähigkeit des Menschen an diese Bedingungen sichtbar gemacht. Dadurch soll das Bewusstsein jedes Einzelnen einerseits für gesellschaftliche Entwicklungen, andererseits für die persönliche Verantwortung an diesen Entwicklungen sensibilisiert werden. Der Holocaust war in seiner bürokratisch ablaufenden Vernichtung von Millionen Menschen und seinem Antisemitismus ein historisch einzigartiges Ereignis. Genozide finden jedoch nach wie vor statt. Im Umgang mit massenmörderischen Prozessen zeigt sich die gesellschaftliche Tendenz, die Täter als Bestien und Psychopathen zu bezeichnen. Nähere Untersuchungen jedoch zeigen, dass diese Morde hauptsächlich von ganz normalen Menschen verübt werden.

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