AKT Theaterzeitung Dorothea Marcus – 18.08.2010
Spannend waren die drei Monate auf jeden Fall, jede der gefühlten Weltreisen nach Mülheim lohnte sich: Etwa die Reihe „Zeitzeugen“, in denen in Köln lebende Choreografen mit Hilfe von Videoausschnitten des Kölner Tanzarchivs historische Rückblicke auf legendäre Tänzer warfen. Oder die Idee von raum13, das Interim mit Hilfe eines Community-Dance-Wochenendes zu eröffnen, um sich das Publikum für die nächsten drei Monate heranzuholen. (…)
Bisher in Köln so nicht dagewesen ist “absolute beginners”, eine Plattform junger Choreografen, die sich nach einem zehntätigen Austausch mit Profis auf der Bühne beweisen konnten. 40 bis 50 Bewerber gab es für nur zehn Plätze. Später konnten sie sich mit 13minütigen Beiträgen dem Wettbewerb stellen – das Preisgeld von 1500 Euro stifteten Kölner Bürger. Neu war auch der Profitanz für Menschen ab 60 und die Tatsache, dass in Köln auf einmal ehemalige Kresnik-Tänzer aus Bonn wirkten – das Tanzhaus also Potential hat, die Szene also um spannende Neuzugänge zu bereichern. Ganz zu schweigen von der Halle selbst, die sehr wandlungsfähig ist: von intimer Guckkastensituation bis zum raumgreifenden Rundumbühne. Technisch recht gut ausgerüstet war sie in dieser Zeit und das für wenig Geld. Genauso viel wie an Zuschüssen floss, haben Firmen und Sponsoren nochmals an geldwerten Sachleistungen gespendet, so Marc Leßle: vom Lichtpult über Videobeamer bis zu Lichtsystemen. Das alles wird zur Zeit gerade wieder entfernt. Neben grandiosen Tanzabenden wie „So Lonely“ gab es auch zwei extra für den Ort kreierte Uraufführungen: Ruben Reniers tänzerische Mülheim-Recherche.
Oder die „Verschwörungspraktiker“: eine Zusammenarbeit von (Theater)regisseur Daniel Schüssler mit der ehemaligen Kresnik-Tänzerin Yoshiko Waki, die sich gerade in Köln angesiedelt hat.
(Dorothea Marcus, akt)