Odyssee durch die Katakomben des Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste: „In 80 Tagen um die Welt“
Kölnische Rundschau // von: KATHARINA HAMACHER – 01.07.2015
Mit starrem Blick wandeln die Darstellerinnen in altmodischen Herrenklamotten auf ihre Zuschauer zu, langsam, schlafwandlerisch, wie in Trance. Über der kleinen Bühne im Hof des ‚Deutzer Zentralwerks der Schönen Künste prangt in großen Lettern „Die Kunst der Revolution“, darüber bricht die Abendsonne durch den wolkenverhangenen Himmel und taucht das morbide Fabrikgelände in goldenes Licht.
Schon die Einstiegsszene des Stücks „In 80 Tagen um die Welt“ ist ein starkes Bild. Es folgen etliche weitere im mehr als dreieinhalbstündigen Parforceritt durch den ehemaligen Hauptsitz der Deutz AG, mit dem AnjaKolacek und Marc Leßle alias „raum13“ ihre Trilogie „Schönheit der Vergänglichkeit #3-#1 – Das Werk“ vervollständigen. Über die gesamte Spielzeit wird das Stück weiterentwickelt, keine Vorstellung soll der anderen gleichen.
Die Grenzen zwischen den einzelnen Sparten wie Theater, Tanz, Performance, Musik und Medien aufzubrechen und ihr Publikum in die Inszenierung mit einzubeziehen, ist das Steckenpferd des Künstlerpaares. Dieser Anspruch funktioniert ebenso gut wie das perfekte Zusammenspiel des Bühnenbildners und Lichtgestalters und der Regisseurin und Choreografin. Gemeinsam leiten sie die in einzelne Reisegruppen aufgeteilten Zuschauer durch etliche Winkel des rund 5000 Quadratmeter großen Geländes, in eine der alten Fabrikhallen etwa, wo zerfledderte, aufgequollene Ordner von der Decke baumeln und ein Wasserfall in die Tiefe strömt. In den Katakomben der weltweit ersten Gasmotorenfabrik räkelt sich eine Tänzerin lasziv im ehemaligen Duschraum dessen Kacheln in grellbuntes Licht getaucht sind. Einzeln schreiten die Reisenden durch dunkle Flure, von denen aus geöffnete Türen surreal-träumerische Einblicke in die ehemaligen Büros gewähren. Lebendige Diskussionen zwischenden erfrischend aparten Profi- und Laiendarstellerinnen über das Für und Wider der technischen Revolution machen das unbändige Staunen fast greifbar:
Durch die Motorisierung eröffnete sich für die Menschen erstmals die Möglichkeit, die Welt zu entdecken, angelehnt an Jules Vernes Roman sogar in nur 80 Tagen. Spannend geraten da bei die verschiedenen Perspektiven, die „raum13“ aufzeigt.- Dass die Künstler stets auf Bewertungen verzichten und lediglich bei der Einordnung helfen, lässt genügend Raum für eigene Gedanken. Streckenweise geht die anspruchsvolle Inszenierung bis an die Schmerzgrenze, während uns die Kühle der alten Gemäuer erfrischt.