raum13 DEUTZER ZENTRALWERK DER SCHÖNEN KÜNSTE // RAUM FUER KULTUR „Ich gebe dir Platz, du machst was draus.“

null22eins // Robert Filgner – 01.07.2011

Raum für Kultur – „Ich gebe dir Platz, du machst was draus.“
Eins ist bei raum13 schon immer klar: „Wir wollen Berührungspunkte schaffen – Orte an denen sich die Akteure direkt über den Weg laufen.“ Das sagt Anja Kolacek inmitten von Baumaterial im neuen „Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste“. Eins an dem Namen ist auch sofort klar: „Deutzer Zentralwerk“ steht nicht etwa für einen rechtsrheinischen Höhenflug angehaucht von sozialistischer Planwirtschaft. Vielmehr nimmt dieser protzige Name konkret Bezug auf die neuen Räumlichkeiten, die die beiden Gesichter hinter „raum13“ seit diesem Jahr „zwischennutzen“. Immerhin haben Anja Kolacek und ihr langjähriger Mitstreiter Marc Leßle den gesamten ehemaligen Hauptverwaltungskomplex der KHD zur Verfügung bekommen, um den ungenutzten Orten neues Leben einzuhauchen. KHD heißt Klöckner-Humboldt-Deutz, wird auch heute noch als die „Wiege der Weltmotorisierung“ bezeichnet und umfasst im Endeffekt alle alten Gebäude zwischen Deutz und Mülheim, parallel zu Rhein, Jugendpark und Mülheimer Hafen. Kurz: Ein riesiges Gelände, das Anfang 2007 endgültig zum wirtschaftlichen Erliegen kam und auf weiten Flächen schon längere Zeit auf seine Wiederauferstehung wartet. Diese beeindruckende größte Brachlandschaft in Köln mit ihren zahlreichen Baudenkmälern erlebt nun in ihrem ehemaligen Herzstück mit dem Engagement von raum13 eine neue Blüte.
Anja und Marc sind bereits erprobt darin, einen großen Gebäudekomplex für eine bestimmte Zeit „zwischenzunutzen“. Das „Kölner Tanzhaus“ in Mülheim war ihr Interimsprojekt bis Mitte 2010 und bis dahin ein großer Erfolg. Im Auftrag der Stadt bespielten die beiden und viele Unterstützer ein Jahr lang zwei Hallen an der Schanzenstraße und hatten nicht nur beim Tanzgipfel „alles was tanzt“ ein beachtliches Publikum.
Mit dem neuen Projekt besinnen sich die beiden nun zurück auf ihre Ursprünge. „Wir bringen junge Kunst an ungewöhnliche Orte, bringen kreative Menschen zusammen und kreieren so nicht selten etwas ganz Neues“, fasst die ausgebildete Tänzerin und Tanzpädagogin, Choreographin und Theaterregisseurin zusammen. Dabei ist gerade das Interdisziplinäre, „alles in einen Einklang zu bringen“, ihr ehrgeiziges Anliegen. Marc, der als Bühnenbildner und Bühnenbauer, Lichtgestalter und Beleuchter nicht nur das technische Wissen einbringt, hält dagegen auch stets neue Konzepte und Perspektiven für raum13 parat. Die vielfältigen Räumlichkeiten des Deutz-Mülheimer „Gebäudemonsters“ (streng genommen gehört das Gebäude schon zum Stadtteil Mülheim) lassen gerade viel Spielraum für neue Ansätze. „Experimentelle, aber auch politische Kunst, jenseits jeglicher Grenzen bieten sich hier geradezu an. Wir werden unsere Idee hier eine echte Plattform und Schnittstelle für Kultur aller Arten zu etablieren weiter vorantreiben.“
Ab dem 17. September wird sich „Das Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste“ einer noch breiteren Öffentlichkeit präsentieren. Dann beginnt mit dem insgesamt schon dritten Kölner Tanzgipfel „alles was tanzt“ die Spielzeit 2011/2012. Und auch hier gilt: „Ich gebe dir Platz, du machst was draus.“ Aus einem ehemaligen Verwaltungsschlauch wird beispielsweise eine Spielwiese so ziemlich aller Tanzarten der Welt. Auf einem riesigen Konferenztisch – aus Holz und von solcher Dimension, dass man die Bonsen des ehemaligen Weltkonzerns noch förmlich ihren Kaffee aus hochwertigen Porzellan-Bechern schlürfen sehen kann – wird neben Plattentellern weiteres DJ-Equipment ausgebreitet. Ein anderer Raum besticht nur noch durch „Leere“ und ein oder zwei Spinte. „Dort noch einen Spiegel hin und dort drüben die Lichtinstallation und fertig ist die nächste Bühne“, grinst Marc. Warum er grinst?
raum 13 und null22eins haben etwas gemeinsam: Wir schaffen die Bühne für Dinge, die zum größten Teil eh schon existieren, nur noch nicht wahrgenommen werden. null22eins versteht sich selbst als Bühne dafür – in gedruckter Form, für eine breite Masse Kölner. raum13 nimmt das Ganze, zumindest vom Namen her, etwas wörtlicher: Anja und Marc machen „Raum“ zur Bühne.

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