PETITION

An den Rat der Stadt Köln | Oktober 2017

Betreff: Gasmotorenfabrik Deutz in Köln-Mülheim/Deutz

An Die Präsidentin des Landtags NRW

Betreff: Gasmotorenfabrik Deutz – Planungen durch NRW-Urban und Stadt Köln

Petition an die Stadt Köln und Land NRW

An den Rat der Stadt Köln

Betreff: Gasmotorenfabrik Deutz in Köln-Mülheim/Deutz

Sehr geehrte Damen und Herren,

ein seit mehr als ein Jahrzehnt laufender Planungsprozess steht mit Verabschiedung eines B-Planes für das Gießerei-Gelände der Deutz AG an der Deutz-Mülheimer-Straße vor dem Abschluss. Der vorliegende B-Plan-Entwurf entspricht jedoch in mehreren Punkten nicht der Bedeutung des Ortes. Obwohl die Bedenken gegen den Entwurf zahlreich durch Bürger und Institutionen im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung mündlich und vermutlich auch schriftlich geltend gemacht wurden, haben wir den Eindruck, dass diese Bedenken nicht mit der ausreichenden Sorgfalt gewürdigt werden. Darüber hinaus wollen wir mit dieser Petition zum Ausdruck bringen, dass mehr noch als bisher die nähere Umgebung des Geländes der Gasmotorenfabrik Deutz in die Bemühungen um eine städtebauliche Zukunft mit einbezogen werden müssen. Diese Petition bezieht sich daher nicht nur auf das B-Plan-Gelände mit dem Arbeitstitel Möring-Quartier, sondern auf die ganze Situation an der Deutz-Mülheimer Straße zwischen Messegelände und Mülheimer Freiheit.

Im Einzelnen machen wir geltend: 

1.

Das Ursprungsgelände der Gasmotorenfabrik Deutz westlich der Deutz-Mülheimer-Straße im Zwickel mit dem Auenweg ist von herausragender historischer Bedeutung. Hier entstand die erste Motorenfabrik der Welt, hier wurde der Viertakt-Motor erfunden, hier wirkten außer Nikolaus August Otto über ein Jahrzehnt lang Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach. Auch das östlich der Deutz-Mülheimer-Straße gelegene Gelände der Deutz AG ist von großer historischer Bedeutung. Hierhin dehnte sich das Werk in den 1880er Jahren aus, mit einer Aufteilung der Motorenproduktion in Klein-, Mittel- und Großmotorenbau. Da die Urzelle der Motorenproduktion von 1869 nicht mehr erhalten ist, vertreten wir die Auffassung, dass die noch vorhandenen historischen Stätten der Motorenfertigung an der Deutz-Mülheimer-Straße erhalten bleiben sollten. Das sind der Kleinmotorenbau (Baubeginn 1889), der Großmotorenbau (1899/1900) und der Mittelmotorenbau (1913).

Diese Zielstellung ist aktuell stark in Frage gestellt. Der Kleinmotorenbau wird nach den Entwicklungsplänen der Deutz AG in der Erhaltung nicht bestätigt. Eine Eintragung in die Denkmalliste ist trotz Antrag des LVR-Amtes für Denkmalpflege im Rheinland durch den Stadtkonservator Köln nicht erfolgt. Der Mittelmotorenbau westlich der Deutz-Mülheimer-Straße soll zugunsten eines 10-geschossigen Wohn- und Boardinghauses und einer Kindertagesstätte abgebrochen werden.

Das Stadtplanungsamt macht – nach mündlicher Auskunft – geltend, man folge mit dem Neubauplan den Wünschen des Investors. Es kann sich dabei aber nur um ganz spezielle Investorenwünsche handeln, weil es andere Investoren gibt, die auf dem Gelände sehr viel stärker substanzbezogener planen und mit Objekten in Mülheim-Nord und auf dem Lindgens-Gelände die Realisierbarkeit solchen Investitionen nachgewiesen haben.

Wir möchten mit dieser Petition erreichen, dass alle städtischen Ämter sich stärker an diesen substanzorientierten Überlegungen orientieren.

2.

Weiterhin regen wir an, dass Planung und Durchführung der Planung zukünftig einer „federführenden“ Projektleitung innerhalb der Stadtverwaltung Köln zugeordnet wird. Es soll vermieden werden, dass widersprüchliche Entscheidungen und Genehmigungen erfolgen, mit denen Folgeentscheidungen präjudiziert werden. Es geht dabei um städtebauliche Festlegungen, Verhandlungen und Vereinbarungen durch die Wirtschaftsförderung, Verkehrs- und Grünflächenplanungen, besonders auch um Bau- und Abbruch-genehmigungen.

3.

Die Deutz-Mülheimer-Straße ist insgesamt von hoher geschichtlicher Bedeutung, besonderes mit der Entwicklung, Erprobung und dem Bau der Schwebebahn auf dem Van-der-Zypen Gelände. Angesichts dieser, auch noch durch Objekte und Bauwerke nachvollziehbaren historischen Bedeutung halten wir die Ausweisung eines Denkmalbereichs für sinnvoll. Wir möchten mit dieser Petition anregen, dem Stadtkonservator die Ausarbeitung einer entsprechenden Satzung vorzugeben. Ziel der Satzung wäre es, auch nicht-denkmalwerte Objekte (erhaltenswerte Bausubstanz gem. DSchG NRW) und auch Strukturelemente auf den Werksgeländen wie auch im öffentlichen Raum in die Erhaltungsbemühungen einzubeziehen. Stadtstrukturen in diesem Sinne wären die Deutz-Mülheimer-Straße, die um 1910 entstandene Viaduktstrecke der zum Deutzer Bahnhof führenden Eisenbahn und der Mülheimer Hafen.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Barbara Schock-Werner

Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e. V., Regionalverband Köln

Prof. Dr. Walter Buschmann / Dr. Alexander Kierdorf

Rheinische Industriekultur e. V.

Marc Leßle

raum 13 gGmbH, Haselbergstraße 15, 50331 Köln

Boris Sieverts

Büro für Städtereisen, Schleiermacherstr. 8, 51063 Köln

Eva Rusch

Icon Kommunikation für Kultur und Wirtschaft GmbH, Deutz-Mülheimer-Straße 165, 51063 Köln

Helmut Goldau / Mathilde Kriebs

Geschichtswerkstatt Mülheim, Kulturbunker Mülheim, Berliner Str. 20, 51063 Köln

An Die Präsidentin des Landtags NRW

Gasmotorenfabrik Deutz – Planungen durch NRW-Urban und Stadt Köln

Sehr geehrte Damen und Herren,

über mehr als ein Jahrzehnt erstrecken sich die Planungen von NRW-Urban bzw. LEG für das Gelände der Gasmotorenfabrik Deutz (Gesamtsituation zwischen Messegelände und Mül-heimer Freiheit). Es handelt sich um eines der industriegeschichtlich bedeutendsten Objekte in Nordrhein-Westfalen, eines der wenigen Objekte der Industriegeschichte dieses Bundes-landes mit Weltgeltung. Hier entstand die erste Motorenfabrik der Welt, hier wurde der Viertaktmotor von Nikolaus August Otto erfunden, hier wirkten ein Jahrzehnt lang Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach, bevor sie 1882 nach Cannstadt gingen, um dort – auch mit den Erfahrungen aus Köln – den schnelllaufenden Benzinmotor zu entwickeln. Später konstruierte und baute Ettore Bugatti Autos im Werk der Gasmotorenfabrik Deutz.

Nachdem in den vergangenen Jahren mehrfach substanzorientierte Konversionsplanungen für das Gelände der Gasmotorenfabrik Deutz vorgelegt wurden, gab es nun mit dem der Öffentlichkeit vorgelegten B-Plan-Konzept einen deutlichen Rückschlag. In diesem Konzept ist die Erhaltung der Mittelmotorenfabrik von 1913 nicht mehr vorgesehen. Hier sollen nun ein 10-geschossiges Wohn- und Boardinghaus und eine Kita entstehen.

Nach unserem Eindruck erfüllt die Stadt Köln mit diesem B-Plan-Entwurf besonders die Vorstellungen des Eigentümers und Entwicklers, die Vorstellungen von NRW-Urban.

Das Land NRW hätte durch die Eigentumsverhältnisse und durch die Tätigkeit von NRW-Urban eine optimale Möglichkeit zur Beeinflussung der Planung.

Wir appellieren mit dieser Petition, die erhaltenen Stätten der Motorenfertigung, soweit diese sich auf dem Gelände von NRW-Urban befinden, zu erhalten und einer sinnvollen Nutzung zuzuführen. Wir streben einen politischen Beschluss an, mit NRW-Urban zu einer substanzorientierten Planung auf dem Gelände der Gasmotorenfabrik Deutz verpflichtet wird. Wir weisen darauf hin, dass es Investoren in Köln gibt, die eine solche substanzorientierte Planung unter Beweis gestellt haben und nennen hier als vorbildhaft das Lindgens-Gelände an der Deutz-Mülheimer-Straße, das Martin-und-Pagenstecher-Gelände an der Schanzenstraße in Köln-Mülheim-Nord und ebenfalls dort das Carlswerksgelände von Felten & Guilleaume.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Barbara Schock-Werner

Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e. V., Regionalverband Köln

Prof. Dr. Walter Buschmann / Dr. Alexander Kierdorf

Rheinische Industriekultur e. V.

Marc Leßle

raum 13 gGmbH, Haselbergstraße 15, 50331 Köln

Boris Sieverts

Büro für Städtereisen, Schleiermacherstr. 8, 51063 Köln

Eva Rusch

Icon Kommunikation für Kultur und Wirtschaft GmbH, Deutz-Mülheimer-Straße 165, 51063 Köln

Helmut Goldau / Mathilde Kriebs

Geschichtswerkstatt Mülheim, Kulturbunker Mülheim, Berliner Str. 20, 51063 Köln

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