NOT ONE THING THAT YOU WANT IS UPSTREAM

Ausstellungseröffnung: Freitag, 8.11. 2013 | raum13 Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste

Unter Bezugnahme und in Reflektion des raum13 -Themenschwerpunktes Schönheit der Vergänglichkeit #3-1, zeigt Gesine Grundmann neben neuen Skulpturen insbesondere die Installation „not one thing that you want is upstream“.

Grundmann und raum13 Kolacek & Leßle bauen für diese Ausstellung einen bisher ungenutzten Flügel der 1. Etage der ehemaligen KHD-Hauptverwaltung völlig neu aus, so dass dieser für das Publikum erstmals und exklusiv zugänglich gemacht wird.

Sonderausstellung von Gesine Grundmann in Zusammenarbeit mit raum13

raum13 im Dialog mit Gesine Grundmann

Unter Bezugnahme auf den zweiten Teil der raum13-Triologie SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT KriegsBlicke, zeigt Gesine Grundmann neben neuen Skulpturen insbesondere die Installation „not one thing that you want is upstream“, die aus an der östlichen Mittelmeerküste gefundenen Steinen besteht. Bei diesen Steinen handelt es sich um flaches Sedimentgestein (Sandstein), das ungewöhnlicherweise durchlöchert ist wie ein Schweizer Käse. Aber wodurch sind diese Löcher entstanden? War hier die Silikatbindung so gering, dass eine schnellere Verwitterung ausgelöst wurde? Oder höhlte hier der stete Tropfen den Stein? Erinnern uns die Löcher nicht sogar an (Kriegs-)Einschusslöcher?

Grundmann und raum13 Kolacek & Leßle bauen für diese Ausstellung einen bisher ungenutzten Flügel der 1. Etage der ehemaligen KHD-Hauptverwaltung völlig neu aus, so dass dieser für das Publikum erstmals und exklusiv zugänglich gemacht wird.

Pressestimmen

Skulpturen-Welt aus Kunststoff
Kölner Stadt-Anzeiger // 11.12.2013 // von Jürgen Kisters

DEUTZ. Von Installationskunst oder Kunst im Raum ist häufig die Rede in den letzten Jahren. Oft genug zeichnen sich Ausstellungen unter dem Label allerdings lediglich dadurch aus, Kunst an einem besonderen Orten zu präsentieren. In einer alten Industriehalle etwa. Wie so ein besonderer Ort und Kunstwerke optimal zusammenwirken können, zeigt derzeit eine Ausstellung im Raum 13 im Deutzer Zentralwerk der schönen Künste. Bildhauerin Gesine Grundmann hat dort, im ehemaligen Verwaltungsgebäude der KHD-Werke, eine ganze Büroetage mit ihren Werken erschlossen.

Kein leichtes Unternehmen, wie die Kölner Künstlerin erklärt, deren Atelier sich die Straße hinauf im Kunstwerk befindet. Dort sind die meisten der Skulpturen entstanden, die sie ganz unterschiedlich in den alten Büros platziert hat. Entlang der Wand oder hängend, mit geschickter Lichtflexion belebt – oder als Hindernis.

Rasch bemerkte die Künstlerin, dass es in einer solchen Umgebung nichts bringt, die Werke einfach mittig wie in einer Galerie aufzustellen. Vielmehr musste sie mit der konkreten Örtlichkeit arbeiten und ihre Kunst mit den vorhandenen Spuren der ehemaligen Nutzung in Austausch bringen. So legte sie schwarze Bodenplatten aus, riss Wände ein, baute neue auf und verwandelte ehemaligen Deckenlampen in Standlampen und nahm Deckenplatten heraus, um den Raum nach oben zu öffnen.

Ein faszinierendes Szenario ist auf diese Weise entstanden, in dem Grundmanns Skulpturen Kraftzentren darstellen, die sich auf den gesamten Raum ausdehnen und jede beiläufige Einzelheit in die künstlerische Wirkung einbeziehen: Große Lüftungsrohre, alter Teppichboden, zersprungene Fensterscheiben oder hölzerne Heizungsverkleidungen aus den 1950er Jahren und gesplitterte Türrahmen werden plötzlich zu Elementen, die aus Grundmanns Skulpturen hervorgehen – und wieder auf sie zurückverweisen.

Die Bildhauerin verwendet gern Kunststoffe zur Herstellung ihrer Werke.
Betonkreise breiten sich auf dem schwarzen Teppichboden aus. Zwei abgestellte Cowboystiefel auf dem Beton und ein Karton mit undefinierbaren Dingen kurbeln die Fantasie an. Vor dem Hintergrund, dass das Deutzer Zentralwerk der schönen Künste neben Kunst- und Musikpräsentationen eine Stätte für freie, experimentelle Theaterproduktionen ist, verstärkt sich der Eindruck.

Obwohl Grundmanns Skulpturen größtenteils abstrakt und in ihren Formen sehr reduziert sind, verströmen sie eine verblüffende erzählerische Dimension. Die aus Styropor und Spachtelmasse geformte Wand oder Felsformation führt hinein in die existenzielle Dramatik antiker Dichtungen.

Die auf einer abgeschrägten Wand präsentierte Sammlung brüchiger Sandsteinfragmente, die von einem Strand in Israel stammen, veranschaulicht die Erzählung vom Anfang und Ende der Welt. In einem anderen Werk, das eine Muschelform mit vielen Wellen zeigt, legt Grundmann die Natur sogar an eine Kette. „Ich liebe Material. Und ich will damit zeigen, dass wir auch in Zeiten digitaler Medien noch immer einen Körper haben“, sagt die Künstlerin.

Allerdings will sie nicht erklären, sondern zeigen: An der Bildhauerei fasziniere sie vor allem die Komplexität des Prozesses. „Man kann eben nicht alles denken und planen, sondern es passiert bei der Realisierung einer Skulptur immer etwas Unerwartetes“, sagt Grundmann. „Eine gute Skulptur ist reicher als alles, was man denken kann“. Was für Grundmanns Skulpturen gilt, gilt auch für die Räume, in denen sie zu sehen sind. Deren Aura lässt sich keineswegs allein mit der Geschichte ihrer ehemaligen Nutzung erklären, verkörpert in vielen Zeichen aus unterschiedlichen historischen Phasen der KHD-Fabrik, deren einstiger Weltruhm mit der Erfindung des Otto-Motors verbunden ist.

So bekräftigen Grundmanns Kunstwerke, dass alte, ausgediente Industriegebäude nicht nur Geschichte in sich bergen, sondern auch bereits die Tendenz zu einer Kunsterfahrung, die ins Geheimnisvolle zielt.

raum13 Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste, Deutz-Mülheimer-Straße 147-149, Do 16-20 Uhr, So 14-18 Uhr, bis 15.12.

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