5. GEBOT

Tanztheater für 5 Frauen.

Uraufführung: 05. Januar 2008 | Christuskirche Köln

Konzept I Idee: raum13 Kolacek & Leßle, Inszenierung: Anja Kolacek, Bühne | Licht | Video: Marc Leßle, Inna Poltorychin, Videotechnik: Philipp Niederlag, mit: Claudia Braubach, Ini Dill, Tanja Rebmann, Luisa Sancho Escanero, Bärbel Stenzenberger 

raum13 Projekt

Fünf Frauen werden aus den unterschiedlichen Motiven zu Mörderinnen: Sie morden aus Überzeugung, aus Lust, aus Rache, aus Größenwahn, aus Zorn, aus Aggression, weil sie eine Vision haben.

Die Erklärungen sind zahlreich und können doch nicht befriedigen.Was hat diese Frauen dazu gebracht, die Grenze zum Mord zu überschreiten? Wer sind diese Frauen? Wie weit geht jede einzelne für ihre Idee, Vision, Überzeugung?

Ihre Mutter hatte es sofort geahnt, als die Nachricht vom Selbstmordattentat einer jungen Europäerin im Irak über den Ticker ging. Am 9. November 2005 sprengte sich die 38-jährige Muriel Degauque in die Luft. Sie war die erste Europäerin, die nach ihrer Konversion zum Islam diesen radikalen Schritt unternahm; und die damit zugleich die Fragen zur Psychologie der Konversion, zum Unterschied der Körperbilder, zum Einsatz des Körpers als Waffe aufwarf.

Fünf Frauen werden zu Mörderinnen: Brigitte Mohnhaupt | RAF-Terroristin, Susan Atkins | Mitglied der Manson Family, Marianne Bachmeier | Mörderin des Mörders ihres Kindes, Hermine Braunsteiner-Ryan | KZ-Aufseherin, Muriel Degauque zum Islam konvertierte Selbstmordattentäterin

Fünf Darstellerinnen stehen auf der Bühne. Sie haben Ideen, Vorstellungen, Visionen, Emotionen, wie sie sich den fünf mordenden Frauen nähern. Die Bühne bildet dabei den Rahmen für ihr Tun und Handeln. Und sie fixiert zugleich die Grenze zwischen Reflexion und Antizipation, die nicht übertreten werden kann. Diese Grenze gilt es auszuloten.

Gibt es Parallelen zwischen dem schöpferischen und zerstörenden Prozess? Sind es die gleichen Potentiale – Leidenschaft, Zorn, Aggression, Sucht, Macht, Größenwahn – die hier freigesetzt werden? Gibt es einen Rausch, einen Kick, eine Sucht, die einmal überschrittene Grenze immer wieder zu überschreiten?

Ein Tanztheater, in dem neben Tanz und Schauspiel multimediale Installationen zum Einsatz kommen; und in dem der Prozess der psychischen Grenzüberschreitung sich nicht zuletzt in der medialen Grenzüberschreitung zwischen Bewegung und Wort, Bühne und Film, Musik und Bild spiegelt.

Besetzung

Konzept I Idee: raum13 Kolacek & Leßle, Inszenierung: Anja Kolacek, Bühne | Licht | Video: Marc Leßle, Inna Poltorychin, Videotechnik: Philipp Niederlag, mit: Claudia Braubach, Ini Dill, Tanja Rebmann, Luisa Sancho Escanero, Bärbel Stenzenberger

Pressestimmen

Die Christuskirche am Stadtgarten wird so zu einem Bedeutungs-Raum, der dazu auffordert, Begriffe wie Recht, Gesetz und Justiz neu zu überdenken.

(StadtRevue, 02-08, Desislava Pavlova)

Ausdrückliche Erklärungen für die blutigen Taten gibt es wenige, vielmehr lässt ein ebenso Kunst- wie stimmungsvolles und atmosphärisch dichtes Miteinander von Video, Musik, Installation, Tanz und Schauspiel auf subtile Weise Motive durchschimmern und gibt Einblicke in die Gefühls- und Gedankenwelt der Frauen. Auf einer Leinwand eröffnet ein parallel zum Spiel laufendes Video eine zweite Perspektive auf das Tun der jeweiligen Person. Eindrucksvoll verdeutlicht insbesondere Ini Dill das Miteinander aus aggressivem Sadismus, Neid und Wahnsinn, das Hermine Braunsteiner-Ryan bewegte. Ebenso überzeugend schildert Claudia Braubach, wie Marianne Bachmeier im emotionalen Ausnahmezustand ihre eigene Tat als Zuschauerin erlebte. Rache, Wut, Hass, Lust, Leidenschaft, Größen- und jede Menge anderer Wahn sind in dem Spiel mit verschiedenen Thesen, das die Frage nach dem „Warum” zu Recht nicht gänzlich beantwortet.

(Kölner, 03-08 Susanne Esch)

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