ZEITSPIRALFEDERN FESTIVAL #1 – Die Uraufführung

UA 22. September 2018 um 19:30 Uhr | Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste | Otto und Langen Quartier     

Basierend auf der künstlerischen Arbeit der vergangenen sieben Jahre wurde Anfang 2018 das LAB 1869 Zukunftswerk Stadt ins Leben gerufen mit dem Ziel einen kollaborativen Planungsprozess für das zukünftige Otto & Langen Quartier in Gang zu setzen und gemeinsam die Skizze einer Stadtutopie sichtbar zu machen. Auf die Frage, wie dieses Quartier mit menschlichem und künstlerisch nachhaltigem Maßstab geschaffen werden kann, zeigt die Performance Zeitspiralfedern_Die Uraufführung (Arbeitstitel) eine erste ästhetische Umsetzung und eine mögliche Antwort auf. Gleichzeitig ist sie ein performativer Zwischenschritt auf der Spurensuche nach Brüchen und Umbrüchen in der Geschichte und Kunst seit der abendländischen Moderne.

  • Sa, 22.09./ 19:30 
  • Die Uraufführung (Arbeitstitel) (16€/12€ ermäßigt)
  • Sa, 29.09. / 19:30 
  • Die Uraufführung (Arbeitstitel) II (16€/12€ ermäßigt)
  • Sa, 06.10./ 19:30          
  • Die Uraufführung (Arbeitstitel) III (16€/12€ ermäßigt)
  • Do, 11.10./ 19:30                       
  • Die Uraufführung (Arbeitstitel) IV (16€/12€)
  • Sa, 13.10 / 19:30                       
  • Die Uraufführung (Arbeitstitel) V (16€/12€ ermäßigt)

Konzept | Idee: raum13 Kolacek & Leßle 

Besetzung: 

Die Initiatoren und Inszenatoren: Anja Kolacek, Marc Leßle Die Autoren: Mia Frimmer, Anja Kolacek, Marc Leßle, Carl Friedrich Österhelt Die Musiker & Komponisten: Hans Joachim Irmler, Matthis Mayr, Karl Friedrich Österhelt, Salewski Die Modellbauer: Martina Kock Die Konstrukteure: Jochen Kuhs  Die Techniker: Karl Hilmes Die Architekten: Prof. Dr. Walter Buschmann, Bodo Marchiniak Die Innenarchitekten: Katja Gehrke Die Designer: Prof. Dr. Christof Breidenich Die Handwerker: Manfred Adams Die Übersetzer: Thea Kuhs, Benjamin Schad Die Götterboten: Thomas Gerstenberg, Martina Kock, Sabine Hermes, Christiane Müller, Toni Kelter, Uschi Leßle Die Ideengeber & Berater: Christine Beckmann & Sebastian Sonntag – podcast // Judith Behmer – Dipl. Psychologin, Medien- und Kulturforschung, Labor Projektgalerie // Claudia Bleier & Gerd Conrads – Kölner KulturPaten // Prof. Dr. Walter Buschmann – RWTH Aachen // Prof. Dr. Christof Breidenich – Macromedia, HdK Berlin // Georg Dietzer –KünstlerKurator, Netzwerker und Berater für Kulturprojekte // Barbara Förster – Kulturamtsleitung // Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Joachim Gehrke – Universität Freiburg // Katja Gehrke – Bühnenbildnerin u. Innenarchitektin // Dr. Winfried Gellner – Kulturamtsreferent 2005 bis 2013, Preisträger Kölner Ehrentheaterpreis // Anna Mareen Henke & Georg Blokus – Schule der politischen Hoffnung // Martin Herrndorf – colabor, Tag des guten Lebens // Dr. Hanna Hinrichs – Stadtbaukultur NRW // Lisa Hugger – Stiftung Trias // Dirk Kolacek – Stadt Grün RUHR– Urbane Freiraumentwicklung // Thea Kuhs – Schulleiterin Berufskolleg Opladen // Ralf Leppin – Vorstand der Mietergenossenschaft Kalscheurer Weg eG // Bodo Marciniak – Marciniak Architekten GmbH // Katharina Mrugalla & Henrik Schulze-Neuhoff – Projektleitung Museumsnacht // Peter Menke – Stiftung Die Grüne Stadt // Christiane Müller – Deutsche Kinder und Jugend Stiftung // Christian Schaller – Schaller Architekten Stadtplaner BDA // Marc Müller –Labor am Ebertplatz // Odo Rumpf – Freistaat Odonien // Eva Rusch – icon, Herausgeberin der Mülheimia und des Blogs Mülheimer Hafen // Dr. Bettina Schmidt-Czaia – Leitung Historisches Stadt Archiv // Andreas Schmitz – Geschäftsführer Quartier am Hafen // Martin Schmittseifer – Geschäftsführer Jack in the Box // Friedhelm Terfrüchte – Planungsbüro DTP Landschaftsarchitekten GmbH // Thomas Thorausch – Deutsches Tanzarchiv

Karten:  16 € / 12 € ermäßigt – Reservierung empfohlen

Kartenvorbestellung unter: 0221 – 4232185, ticket@raum13.com, www.raum13.com

raum13 Uraufführung

Gottlieb Daimler notierte 1872 auf einer Postkarte an seine Familie, auf der er seinen neuen Arbeitsplatz in Köln mit einem Stern markierte „Von hier aus wird ein Stern aufgehen und ich will hoffen, dass er uns und unseren Kindern Segen bringt.“  Niemand konnte damals ahnen, dass von der Gasmotorenfabrik Deutz die Welt revolutioniert werden sollte durch die Erfindung des Verbrennungsmotors.

Visionen und Utopien – oft anfänglich belächelt, bahnen sie sich mit der Zeit einen Weg, um ihr revolutionäres Potential zu entfalten. Gleich einer Doppelhelix formieren sich die immer gleichen Grundideen auf dem Nährboden der Historie zu neuen Visionen: Zeitspiralfedern

Wie eine vergessene und wiederentdeckte Goldgräberstadt werden die ehemaligen Klöckner-Humboldt-Deutz Werke seit 2011 durch raum13 unter der Leitung von Anja Kolacek und Marc Leßle zu neuem Leben erweckt, um diesen bedeutenden Ort industriellen Kulturerbes in die Zukunft zu tragen. Die Schichten aus 150 Jahren Industriekultur werden sichtbar gemacht und bilden ein mosaikhaftes Panorama an dem haptisch eine revolutionäre gesellschaftliche Entwicklung exemplarisch abzulesen ist. Die künstlerische Auseinandersetzung mit diesem Quartier entfaltet ein visionäres Potential mit ungeheurer Wucht und ermöglicht die komplexen Zusammenhänge der modernen Gesellschaft zu hinterfragen und weiter in die Zukunft zu tragen.

Seit sieben Jahren sendet das Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste kontinuierlich künstlerische Impulse aus und macht die Skizze eine Stadtutopie programmatisch sichtbar, die sich zu einer visionären Idee der Stadtentwicklung formiert. Auf der Erinnerung baut sich unsere Zukunft auf. Erst die Kunst schafft die Freiräume im Geiste, die ein Wuchern der gesellschaftlichen Pluralität zulassen, um Visionen gemeinschaftlich für künftige Generationen zu formen.

Das Bild der dreidimensionalen Zeitspiralfedern entspringt dem geschichts-soziologischen Gedanken, dass Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nicht ausschließlich chronologisch zu betrachten sind, sondern die Zeiten aus den verschiedenen gesellschaftlichen Blickwinkeln in Abhängigkeiten gesetzt sind, die sich rein linear nicht vollständig begreifen lassen. Diese Abhängigkeiten — Zwischenräume — werden folglich nur durch den durchlässigen Körper der Spiralfeder plastisch darstellbar. Die zum Teil irrationale Betrachtung historischer Umbrüche und Phänomene im Rahmen der Gegenwart kann durch das Bild der Spiralfedern unmittelbar sichtbar werden. 

Es wird gefragt, inwiefern sich die Geschichten früherer Generationen in unserem gegenwärtigen und zukünftigen Handeln wiederholen? Inwieweit ist dieser Prozess als Wiederholungsschleife, als Loop zu verstehen? Oder verläuft er spiralförmig? Ist er überhaupt als ein Verlauf zu sehen? Inwiefern spannt sich zwischen gesellschaftlich und individuell bedeutsamen Ereignissen eine von uns allen (re-)produzierte, retroaktive Feder auf? Wann zieht sie sich warum zusammen? Wann und wie dehnt sie sich? Inwieweit können Zeitspiralfedern dazu beitragen, die Gleichzeitigkeit unserer multiplen, intersubjektiven Gegenwarten ausdrücken zu können, um zu einem demokratischen Diskurs (zurück) zu finden?

Umsetzung – Methoden: Schöpfend aus unserem ausführlichen Fundus an Recherchen in Literatur, Fotomaterial, Stadtarchiv, Industriedokumentation, ergänzt durch audiovisuell festgehaltene Interviews mit Zeitzeugen und Experten, arbeiten wir transdisziplinär. So begegnen Bewohner professionellen Tänzern und Schauspielern, ehemalige Fabrikarbeiter der KHD-Werke Wirtschaftswissenschaftlern und Historikern, Passanten Architekturprofessoren und Kulturwissenschaftlern. Aus diesen Begegnungen entsteht eine produktive Überlieferung der Kollektivgedächtnisse, aus der eine lebenswerte, kollektive Zukunft für den Stadtteil geschrieben werden kann. 

URAUFFÜHRUNG (ARBEITSTITEL) III
In einer großen Werkstatt arbeiten Künstler*innen, Wissenschaftler*innen, Architekt*innen und Ingenieur*innen unter der Überschrift „Utopie“ zusammen. Ich bin eingeladen in ihren Kreis.
Der Ingenieur setzt ein Fließband in Gang, die Band vertont ein Gedicht, eine Performerin assoziiert Textcollagen aus den Aktenordnern, die seit den Anfangsjahren der Bundesrepublik Deutschland hier im Haus sind. Das alles im Kontrast und Zusammenspiel mit Texten der Expressionisten, Dadaisten, von Politiker*innen, Philosoph*innen und Provokateur*innen. Zwei Architekten bauen Modelle, die Modellschreinerei wird von einer Tischlerin betrieben. Menschen sitzen an ihren Laptops und verschriftlichen Video-Interviews, die im Frühjahr während des „Lab 1869 Zukunftswerk Stadt“ entstanden sind. Erinnerungsparcours, Bildungslandschaft, Wohnlandschaft und gleichzeitig auch Theater. 

Hier wird abermals deutlich, dass das “Kunstwerk” für Kolacek und Leßle kein monolitischer Block ist, der mit dem Absolutheitsanspruch herkömmlicher Bühnen präsentiert werden soll. Vielmehr ist es offen, in Bewegung. Die Aktion vieler ist seine Voraussetzung. Es geht nicht um ein: Guck mal, hier bin ich, das tue ich und du bist Zuschauer. Hier ist die Guckkastenbühne erledigt. Partizipation ist gefragt. Es geht ums „Lücken lassen“, nicht ums hinklotzen oder darum mit Isolierschaum alles zuzukleistern. Nicht schon wieder Aldi, Lidl und Mango. ICH BIN IHR – innehalten und überlegen, was uns wirklich erfüllt. In Gemeinschaft machen wir den Raum breiter und größer. Wir legen Verborgenes frei. Schaffen gemeinsame Werkstätten. „Den Leuten den Mut geben, sich wie in einem Wohnzimmer zu fühlen“, sagt Anja Kolacek. Für ihre „Uraufführung“ haben sie und Marc Leßle Musiker*innen, Autor*innen, Stadtplaner*innen und Soundleute eingeladen, die den neu eröffneten und frei geräumten Gebäudetrakt in einer offenen Werkstatt bespielen. Eine Wand ist jetzt in Teilen vergoldet. „Bisher haben wir das noch nie gemacht“, sagt Kolacek. „Derart Hand an das Gebäude gelegt“. Dabei geht es immer um Berührung. Das ist es, was die Werke eint. Behutsamkeit und Pausen in der Begegnung. Dass das bis ins Innere geht. Nicht einfach flüchtig touchen, sondern eine Resonanz von Dauer erzeugen. Nachhaltigkeit. Neue Perspektiven schaffen, die nicht so schnell wieder aus der Welt sind, sondern, die uns langfristig weiterbringen. Unsere Kinder. Generationen nach ihnen. Eben nicht Aldi, Lidl und Ikea. Innenräume. Resonanz. Am Du zum Ich. Nicht in den Gegenständen fortdauern, die am Ende als neue Plastikpartikel im Meer landen. Ob wie in „Tretet ein, hier sind auch Götter“ von vor 7 Jahren oder derzeit, in den Umsetzungen zum Thema Utopie: immer geht es ums Mitgestalten. Ums eingeladen sein, ungeachtet von aller bisherigen Zuordnungen.(Amia)

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