STÄNDIG AUF DER SUCHE NACH DER UTOPIE

PRESSE STADT GÜTERSLOH // Beim Stadtgespräch „Stadt.Macht.Utopie“ diskutierten die Avantgardisten Marc Leßle und Anja Kolacek, Alexander Kader, Peter Cachola Schmal , Moderation Dr. Michael Zirbel // 23. JANUAR 2019 – 23.01.2019

Das ist doch utopisch – Oder doch machbar?

Erfrischende Positionen beim Stadtgespräch zur Architektur in der Stadt

Gütersloh (gpr). Jeder hat eine Utopie. Jeder möchte etwas anderes erreichen. Die vier Podiumsgäste beim Stadtgespräch, zu dem der Fachbereich Stadtplanung unter dem Titel „Stadt.Macht.Utopie“ am Dienstag in die Volksbank-Zentrale Bielefeld-Gütersloh eingeladen hatte, zeigten jeweils aus ihrer Perspektive Hoffnungen und Möglichkeiten auf.  Rund 80 Teilnehmer folgten der Diskussion, zu der Dr. Michael Zirbel, Leiter des Fachbereichs Stadtplanung, prominente Gäste begrüßen durfte:  Peter Cachola Schmal, Leitender Direktor des Deutschen Architekturmuseums in Frankfurt am Main, Alexander Kader vom Fachbereich Urban Planning and Architecture an der German University of Technology, Muscat, Oman, und das Künstlerduo Anja Kolacek und Marc Leßle, von raum 13 aus  Köln.

Die Erfahrungen der vier Podiumsgäste könnten nicht unterschiedlicher sein. Während inmitten von Frankfurt, auf einem 7000 qm großen Quartier die Altstadt rekonstruiert wurde, verfallen im Oman die alten Städte, die kaum jemand wieder herstellen möchte. “Es gibt eine Sehnsucht nach Moderne“, sagte Alexander Kader. Anja Kolacek und Marc Leßle haben mit  ihrem Projekt „raum 13“-Zentralwerk der schönen Künste, eine ganz andere Zukunft im Blick, die mitten in Köln auf einem sechs Hektar großen Gelände beginnt. Dort soll ein besonderer Ort entstehen, wo Kulturveranstalter und kleine Unternehmen angesiedelt werden. 

In einem Land boomt es, im anderen stockt es. Während in Singapur in einer atemberaubend kurzen Zeit eine Modellstadt der Zukunft entsteht, sei hier Stadtplanung schwierig geworden, meinte Schmal. In Deutschland gelängen Bauprojekte nur, wenn wir uns selbst mit Themen und Terminen unter Druck setzen, wie Olympia, Kulturhauptstadt oder Landesgartenschau. Die Beteiliungsprozesse würden die Dinge unendlich in die Länge ziehen. Leßle hingegen kann an so einer Musterstadt voller Künstlichkeit und Plastik nur wenig Sympathisches entdecken. Er pocht auf die Werte der Demokratie: sich Zeit nehmen, diskutieren, den Austausch suchen. „Im Ringen um die besten Möglichkeiten darf es auch Zeit kosten,” so Leßle. Alexander Kader war der Ansicht, dass beides geht, die Beschleunigung und die Diskussion. Mehr Mut von der Politik sei allerdings nötig, so Leßle, damit die Stadtplanung eingreifen könne. 

Jeder sollte für seine Visionen brennen. Anja Kolacek machte dem Teilnehmer Mut, der für Gütersloh den Vorschlag einbrachte, die Friedrich-Ebert-Straße als trennendes Band durch die Stadt zu einer autofreien Zone zu machen. „Gehen Sie es an, suchen Sie Mitstreiter.“ Gute Beispiele dafür, dass so etwas gelingen kann, gibt es viele. Schmal nannte die Innenstadt von Kopenhagen, die heute von Fahrrädern beherrscht wird oder auch die Planungen für San Franzisco, wo in zehn Jahren der private Autoverkehr zugunsten von autonom fahrenden Fahrzeugen verschwunden sein soll. 

Das von Dr. Michael Zirbel moderierte Stadtgespräch, ist ein Format, das der Stadtplaner seit 2002 in Gütersloh zu einem beliebten Austausch- und Diskussionsforum gemacht hat.  Mit einer treuen Anhängerschaft aus Fachleuten und Bürgerinnen und Bürgern, die sich gerne von den Themen rund um die städtebaulichen Perspektiven der Stadt inspirieren lassen. Zu den Teilnehmern zählten auch Dr. Peter Zinkann und Dr. Karin Zinkann. Auch Sissi Fürstin zu Bentheim Tecklenburg war – wie bereits bei der Veranstaltung im Jahre 2002 – wieder dabei. 

Es gibt viele Utopien und in jeder Stadt kann eine ganz eigene Vorstellung von der Zukunft entstehen. „Aber was macht das  Herz der Stadt aus?“, fragte Zirbel die Podiumsgäste in der Abschlussrunde. Für Peter Cachola Schal  ist das Herz die Freiheit in einer großen Stadt. „Die Begegnung“, meinte Marc Leßle, und damit war für ihn alles gesagt. „Die Menschen, die darin wohnen“, ergänzte Anja Kolacek und für Alexander Kader ist es das Miteinander und das Wohlfühlen. 

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