Neues Leben im Gemäuer – Anja Kolacek und Marc Leßle feiern »5 Jahre raum13«

Kölner Rundschau “Kölner Kultur” – VON SUSANNE SCHRAMM – 17.09.2016

2011 gingen Anja Kolacek und Marc LeßIe mit viel Optimismus daran, dem riesigen Gebäudekomplex der ehemaligen KHD AG an der Deutz – Mülheimer – Straße neues Lebeneinzuhauchen. Ich habe damals gesagt: Wir fangen mal an und gucken dann mal,” erinnert sich Kolacek. Ziel der beiden Künstler war es, einen historischen Ort besuchbar zu machen, ihn wieder in den Stadtraum und ins Bewusstsein zu integrieren. Nun feiert das “Baby”, das auf den etwas sperrigen Namen “raum13 Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste” hört, fünften Geburtstag. Der wird morgen Abend ab 18 Uhr gefeiert, mit der Eröffnung einer neuen Ausstellung, die die Arbeit der vergangenen Jahre dokumentiert und mit neuen Installationen, die einen Ausblick auf kommende Projekte bieten. Auch eine Führung durch die einstige Motorenfabrik wird es geben und im Hof werden Würstchen und Bier aufgetischt. Inzwischen sind 8000 Quadratmeter des Geländes erschlossen und bespielbar. “Wir haben total viel erreicht”, sagt Kolacek, “mehr hätte es nicht sein können, mehr hätten wir nicht geschafft, mit den Möglichkeiten, die da sind.” Und Leßle ergänzt: “Wir haben als Theatermacher begonnen – als erstes haben wir hier zwei Bühnen gebaut – und später wurde daraus ein Gesamtkunstwerk.”

Beide luden Künstler verschiedener Bereiche ein, mit ihnen zu arbeiten: “Anfangs zog das eher ein Publikum an, das in Sparten dachte.” Inzwischen ist die Neugier der Menschen aus Deutz und Mülheim generell geweckt worden. Künftig wollen Kolacek und Leßle verstärkt den weiteren Stadtraum einbeziehen. Etwa mit den Projekten “Polis” und “Erda”, die mobil sein sollen. Während “Polis” mit einer Installation’ dem städtischen Zusammenleben philosophisch auf die Spur kommen will, soll “Erda” in Gestalt eines parkähnlichen Gebildes “das Grün an Orte bringen, wo keins erlebbar ist” (LeßIe).

Seit drei Monaten praktizieren weiß gekleidete Spaziergänger das Projekt “Entschleunigung” -sie bewegen sich extrem langsam durch die Stadt und ziehen damit Blicke auf sich. Soundinstallationen tragen Erinnerungen an Früheres (“Was bedeutet für Sie Freiheit?”) nachdraußen, Moos steht für die “Schönheit des Vergänglichen”, Fotos zeigen Stadtansichtenoder Menschen aus aller Welt, die 2017 zu einem Künstlerfestival in Deutz zusammenkommen sollen. Per Videofilm kommen ehemalige KHD-Mitarbeiter zu Wort. Gestern, heute und morgen treffen sich so in der alten Fabrik.

Neben Künstlern befruchten derzeit verstärkt Stadtplaner und Architekten den raum13- Kosmos. Was sich dereinst nur mit Projektgeldern finanzierte, hat zudem Aussicht auf städtische Förderung. “Die Stadt will, weiß aber nicht wie, das geht seit einem Jahr so”, formuliert Leßle vorsichtig. Aber: “Wir haben das Gefühl, da bewegt sich was.”

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