DAS LAND UTOPIA – Raum13 präsentiert in Deutz die Installation »#O_Land Utopia« – Reise mit Schlüsselbund

KÖLNER RUNDSCHAU KULTUR // von: Thomas Linden – 15.06.2016

In der neuen lnstallation von Raum13 wandelt man allein über das leere Gelände.

Es gibt in Köln eine gigantische Fläche, exakt 16 Hektar Boden, die gleich am Ufer des Rheins liegt, und auf der nicht nur Stadtplaner ins Träumen geraten. Welche unglaublichen Projekte in einer Kombination aus Wohnen, Arbeiten, Kunst und Parkflächen ließen sich auf dem KHD-Gelände zwischen Deutz und Mülheim realisieren. Vor 20 Jahren haben hier noch 15000 Menschen auf jenem Flecken von dem die Motorisierung um die Welt ging und wo sowohl der Otto-Motor als auch die Schwebebahn gebaut wurde.  Lange Zeit vergessen .gerät es nun in den Fokus von Architekten und Verwaltung”, erklärt Mare Leßle, der mit Anja Kolacek das Label Raum 13 bildet und schon seit fünf Jahren im von ihnen getauften .Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste” ausharrt .

„Wir wollen am Prozess der Verwandlung teilnehmen”, ergänzt Kolacek. Von ihr bekommt man am Eingang einen Schlüsselbund, eine Planskizze und ein MoblItelefon in die Hand gedrückt, für den Fall, dass man sich verirrt. Dann beginnt die Reise durch das „#O_Land Utopia”. Mutterseelenallein geht man durch eine große Werkhalle, in der das Wasser im Sturzbach von der Decke klatscht. Ein roter Mercedes steht am Weg. Richtig, hier arbeitete ja auch einmal Gottlieb Daimler, bevor seine Firma mit Carl Benz gründete. Der Weg führt an Waschräumen vorbei, in den Keller, der von Schlafstellen gesäumt ist. Vegetierten hier Zwangsarbeiter- oder sind das Betten für Flüchtlinge?

Über endlos lange Büroflure geht es in den Trakt des Betriebsrats. Papiere quellen aus den Wandschränken, auf Videos erzählen Angestellte von ihrem Alltag. Tausende Menschen gingen diese Flure entlang, über Generationen, Tag für Tag. Eine unheimliche Vorstellung. Im Nebenzimmer öffnet sich eine Landschaft aus Erde und Moos. Viele Scheiben sind eingeschlagen, überall liegen Glasscherben.

Eine Stunde begeht man diesen Installations-Parcours, bis man dann zu einer Verabredung geladen wird. Durch einige in die Wände geschlagene Löcher geht es auf das Flachdach des Backsteinbaus. Mare Leßle erzählt vom neu erwachten Interesse am KHD-Komplex, von Investoren und ungebetenen Gästen, Jugendlichen, Kiffern oder Kids, die Computerspiele simulieren. .Das Gebäude lebt”, erklärt er und meint die zunehmende Zerstörung der Anlage.

Mit ihren ausgeleuchteten Raumformationen, den großformatigen Fotografien von arbeitenden Menschen und Asien und Südamerika, den Videos und Klangcollagen durchwandert man eine imposante Installation. Eine schauderhaft-schöne Vorstellung von der Vergangenheit und den vielen verwehten Leben stellt sich ein. Ein Abenteuer und ein starkes Projekt, das die Vorstellungswelt seiner Besucher in Aktion versetzt und tief in die Zukunft Kölns vordringt.

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